Der beliebte italienische Homöopath Massimo Mangialavori führt uns auf eine spannende Entdeckungsreise in das noch kaum erforschte homöopathische Reich der Insekten und Parasiten. Wir treffen auf den lichtscheuen Nachtklubbesitzer mit Rolex und Goldkette, der andere kaltblütig ausbeutet. Sein Heilmittel war Cimex (Wanze). Oder die ehrgeizige, maskuline Apis-Dame, die keine Kinder bekommen kann.
Eindrücklich zeigt Mangialavori die gemeinsamen Themen der Parasiten wie Pediculus capitis (Kopflaus), Pulex irritans (Floh) und Hirudo officinalis (Blutegel) und bringt uns bildhaft Insekten wie Cantharis (Spanische Fliege), Doryphora (Kartoffelkäfer), Formica (Ameise), Vespa crabro (Hornisse), Coccus cacti (Schildlaus) und Coccinella (Marienkäfer) nahe. Auch Spinnen wie Aranea diadema, Latrodectus mactans und Theridion werden skizziert. Das vorherrschende Thema ist eine ausgeprägte Ichbezogenheit mit der Unfähigkeit, eine menschlich reife emotionale Beziehung einzugehen.
Als Gegensatz zu den Insekten bringt Mangialavori im zweiten Teil Milchmittel wie Lac caprinum, Lac equinum, Lac asinum, Lac glama, Lac felinum, Lac delphinum, Lac caninum, Lac lupinum, Lac ovinum und Lac leoninum, die zwar auch mit einem Mutterkonflikt belastet sind, aber Selbsthingabe und warmherzigen Familiensinn besitzen.
Dramatische, mitreissende Fälle führen uns in eine Welt von Gier, Materialismus und Selbstsucht, von Ehrgeiz und gnadenlosem Konkurrenzkampf. Ein weiteres Highlight aus Mangialavoris reichem Erfahrungsschatz.
Rezension zu Insekten und Parasiten:
"Selbstliebe und Selbsthingabe - mit umfangreichem Teil über Milchmittel
Den italienischen Homöopathen Massimo Mangialavori kann man mit Fug und Recht als meisterhaften Kenner der homöopathischen Materia medica bezeichnen. Selbst wenn man bereits einige Bücher von ihm gelesen hat, ist es immer wieder erstaunlich, wie es ihm gelingt, die Charakteristika bestimmter – oft auch bisher wenig beachteter - Mittelgruppen ebenso wie die Differenzierung der einzelnen Arzneien so präzise herauszuarbeiten, dass eine erfolgreiche Verschreibung in der Praxis tatsächlich möglich ist. Dies wird auch im vorliegenden Buch „Insekten und Parasiten in der Homöopathie“ durch zahlreiche Fallbeschreibungen eindrucksvoll dokumentiert, in denen sich dem Leser - wie auch in Mangialavoris anderen Werken - menschliche Abgründe in ungeahnter Tiefe und Fülle offenbaren.
Dem Reich der Insekten und Parasiten scheint in dieser Hinsicht ein ganz besonderes Potenzial innezuwohnen. Mangialavori präsentiert drei Gruppen dieser Lebewesen: Parasiten, nicht-parasitierende Insekten und Spinnentiere.
Der letzte Teil des Buches ist allerdings überraschenderweise einer vollkommen anderen Mittelgruppe gewidmet: den Milchmitteln.
Die Gegenüberstellung von zwei Gruppen von Lebewesen (Insekten – Säugetiere), die unterschiedlicher nicht sein könnten, macht dabei den besonderen Reiz dieses Werkes aus.
Bei den Insekten bzw. bei den Patienten, die ein solches Mittel benötigen, offenbart sich eine außerordentliche Ichbezogenheit und Erfolgsorientierung, bei der die Person quasi „über Leichen geht“, wenn es um die Verfolgung ihrer eigenen Ziele und Interessen geht. Dies erscheint uns Menschen als Paradoxon, da Insekten für uns eher der Inbegriff von uniformen Wesen sind, die sich in kürzester Zeit massenhaft vermehren und oftmals als Kollektiv auftreten, in dem das Individuum anscheinend keine Rolle spielt (Ameise, Biene, aber auch Floh, Wanze etc.). Einzig bei den Vertretern der Spinnen erscheint ein solches Kernthema auf Anhieb schlüssig.
Aufgrund dieses egozentrischen Wesens ist die Fähigkeit zum Aufbau emotionaler Bindungen und reifer Beziehungen - wenn überhaupt - meist nur schwach ausgeprägt.
Die Fallgeschichten sind entsprechend überaus spannend – der Leser trifft auf einen lichtscheuen Nachtklubbesitzer mit Rolex und Goldkette, der andere Menschen skrupellos ausbeutet und Cimex lectularius (Bettwanze) benötigt. Er begegnet dem dubiosen Immobilienverkäufer, der Pediculus capitis (Kopflaus) braucht, aber auch der lesbischen Sportlehrerin, und der Schauspielerin, bei denen sich Pulex irritans (Menschenfloh) als Arznei herauskristallisiert.
Aber ganz ehrlich: Wer möchte sich schon als Kopflaus- oder Bettwanzen-Patient/in outen? Hier ist sicherlich Fingerspitzengefühl angezeigt, wenn der Patient wissen möchte, welches Mittel ihm denn nun verordnet wurde…. Da muten Marienkäfer, Ameise und Stubenfliege noch vergleichsweise harmlos an.
Ganz im Gegensatz zu den Insekten stehen die Säugetiere, hier vertreten durch die Gruppe der Milchmittel. Bei diesen dreht sich alles um das Elternhaus und die Familie und in diesem Zusammenhang insbesondere um das Thema Verlust und Verlassen. Lac caninum ist das zentrale Milchmittel der Materia medica. Die anderen Milchmittel weisen viele Gemeinsamkeiten mit Lac caninum auf, sind aber gleichzeitig eigenständige Arzneientitäten, die von Mangialavori klar differenziert werden.
Wenn man denn unbedingt einen Wermutstropfen an der ganzen Geschichte finden möchte, so wäre als einziger Kritikpunkt zu nennen, dass im eigentlichen Buchtitel kein Hinweis auf die Milchmittel zu finden ist, sondern nur im Untertitel. Dadurch läuft ein/e Homöopath/in auf der Suche nach Informationen über diese Mittelgruppe Gefahr, dieses bemerkenswerte Werk zu übersehen."
Shiela Mukerjee-Guzik