Homeopathy and natural medicine
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Der Prozess der Fallaufnahme: Wenn ich nicht jemand sein kann ...

 
von Dinesh Chauhan
 

Jeder besitzt einen einzigartigen, individuellen Kern. Dieser Kern drückt sich auf der körperlichen Ebene in Form einer individuellen physischen Manifestation aus, auf der mentalen Ebene in Form von individuellen Gedanken, Gefühlen und Illusionen. Vor allem aber findet dieser individuelle, menschliche Kern auf der ganzheitlichen Ebene Ausdruck in der vitalen Empfindung und dem Energiemuster des Individuums. Um den individuellen Ausdruck auf der ganzheitlichen Ebene authentisch zu beobachten, brauchen wir eine Patienten zentrierte, individuelle, integrative, wissenschaftlich basierte, intuitive und reproduzierbare Anamnese. Um dies noch effektiver zu erreichen, habe ich die Fallaufnahme in drei Schritte gegliedert: Passiv, Aktiv und Aktiv-Aktiv.

Passiv
ist z.B. das Sammeln aller deplatzierten Patientenaussagen. Wir unterstützen einen natürlichen Fluss des Falles und nehmen passiv die verbalen und non-verbalen bruchstückhaften individuellem Äußerungen entgegen. Dabei ist es eine Hilfe, die wichtigsten charakteristischen Ausdrücke auf allen Ebenen besonders zu beachten. Das, was sich auf allen Ebenen wiederholt, ist der Schwerpunkt des Falles.

- Hier bleibt der Arzt äußerlich passiv, ist aber innerlich in erhöhter Aufmerksamkeit.

- Es hilft, das Gedankenrad zu klären und das Unbewusste des Patienten spontan zum Ausdruck zu bringen.

- Das passive Verfahren ermöglicht einem, den Fokus, die Erfahrungsebene und die Abwehrmechanismen, die der Patient benutzt, zu erkennen.


- Das passive Verfahren hilft uns auch vorauszusehen, welche Fragen wir stellen müssen, und wie sie in den folgenden Teil der Fallaufnahme eingebaut werden können.


Aktiv
bedeutet, dass der Strom nach innen gerichtet ist, auf das veränderte Muster, um das gesamte Phänomen zu erkennen. Die Verlässlichkeit des Fokus wird in diesem Schritt etabliert. In Fällen, wo man den Fokus noch nicht im passiven Verfahren erhalten hat, muss  der Fokus zuerst gefunden und dann im aktiven Prozess bestätigt werden.
 
- Die aktive Phase ist die Übergangsphase zwischen dem passiven und dem aktiv-aktiven Prozess.

- Das Ziel ist hier, die Reise vom Bewusstsein zum unbewussten Selbst des Patienten und darüber hinaus zu initiieren.

- Es ist die Vorbereitungsphase für die endgültige Reise des Patienten zu seinem veränderten Muster.
 
- Der Patient wird von seiner multi-dimensionalen Art zu sprechen auf ein eindimensionales Gespräch gerichtet. Als Arzt stimmen wir uns vom eindimensionalen Hören auf  ein mehrdimensionales Hören ein.

Im Aktiv-Aktiven Prozess wird das gesamte Muster entfaltet. Es entsteht eine vollständige verbale und nonverbale Muster-Fläche, wenn der Patient den innersten Kern in seiner Gesamtheit berührt.

- Der Aktiv-Aktiv-Prozess ist das große Finale.

- Hier konzentriert sich der Homöopath auf den Fokus und lässt den Patienten nicht in bewusste Bereiche abdriften.

- All die isolierten, zerstreuten, non-verbalen Ausdrucksweisen, die während der passiven und aktiven Phasen hervorströmen, werden miteinander zu einem Phänomen verbunden.

- Das Hauptziel ist es, das gesamte veränderte Muster zu bekommen und dieses wo möglich auf die Ebene der Quelle zu nehmen und in Richtung Heilungsbewusstsein zu lenken.

Das folgende Fallbeispiel zeigt eine Anamnese - sie wurde für die Veröffentlichung gekürzt.

Die 12jährige T.G. sucht mich im Januar 2010 wegen Asthma bronchiale auf, worunter sie von Kindheit an leidet.

PASSIVE FALLAUFNAHME:

D: Fühl dich ganz frei und erzähl mir, was du möchtest.

P: Nichts, nichts, nichts ... gar nichts… (Sie schüttelt den Kopf für „Nein“ und schneidet ein Gesicht, als ob sie nicht weiß, was sie sagen soll. Pause)

Ich will darüber sprechen, was ich ... ... … werden möchte.

D: O.k.

P: Ich möchte Krebsspezialistin werden. (Trinkt Wasser aus ihrer Flasche) Und sonst gar nichts ....

D: Sehr schön, und was noch?

P: Nichts (Pause). Oder ich will Gynäkologin oder Tierärztin werden. (steckt den Finger in den Mund und schaut nach unten.) Oder ich will Asthmaspezialistin werden und nichts anderes (Pause). Oder ich will Lehrerin werden. Ich will Tier-Krebsspezialistin werden (Pause: schaut auf verschiedene Dinge an der Wand und fixiert dann eine bestimmte Stelle). Oder ich möchte Mode-Designerin sein. Oder ich will Krankenschwester werden, das ist es! (sie sieht aus, als ob sie nicht weiß, was sie sagen soll, dann folgt eine Pause – sie schaut wieder auf einen Punkt.) Und sonst nichts, oder ich möchte einfach Ärztin werden. (Pause) Und ich möchte Schulleiterin sein. Das ist das Richtige! Das ist nicht besonders viel. (Pause - schaut auf einen Punkt.) Oder ich will Premierministerin werden und sonst gar nichts. Oder will ich Fotografin werden und sonst nichts, bitte, bitte, bitte nichts. Oder ich will Schauspielerin sein und sonst nichts. (Pause - sieht den Arzt an, blickt auf und schaut dann nach unten.)

(Dies ist der erste Teil der Fallaufnahme, bei der wir passiv zuhören und darauf achten, welche verbalen und non-verbalen Informationen der Patient gibt. Hier spricht die Patientin über verschiedene Berufe, die sie ergreifen will. Während sie spricht, trinkt sie Wasser und sagt auch häufig „nichts, nichts anderes“. Dies zeigt an, dass die Patientin dabei ist, in ihr Inneres hinein zu horchen, aber es gibt eine bewusste Abwehr in Form von Wasser trinken oder „nichts“ zu sagen. Während wir uns passiv verhalten, sollten wir jedoch auf diese subtilen Hinweise achten.)

P: Oder will ich Assistentin des Chefs sein und sonst nichts. Ich will Sprechstundenhilfe  werden (Pause). Oder ich möchte Direktorin werden und nichts, nichts, gar nichts anderes (Pause). Oder ich will Polizistin sein und sonst nichts (Pause). Nichts sonst, nur so viel. Oder ich möchte Tänzerin werden (nickt mit dem Kopf) oder Schriftstellerin. Oder ich will Lyrikerin werden und nichts anderes. Oder ich will Tänzerin werden (Pause). Oder ich würde gern im Büro arbeiten und bitte sonst nichts. Oder ich möchte Allgemeinärztin werden und Erkältungskrankheiten und Husten behandeln.

(Wir schätzen die passive Fallaufnahme sehr wegen der Hinweise, die wir dadurch erhalten. So sagt sie z.B. nach jeder Pause, dass sie etwas anderes werden will. Sie sagt jedes Mal „Und nichts anderes!“, aber ihre Gesten deuten darauf hin, dass sie noch etwas sagen möchte. Das Bewusstsein baut eine Abwehrstrategie auf. In der passiven Phase der Fallaufnahme registrieren wir diese subtilen Fingerzeige und lassen sie weiter sprechen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen und ihren Redefluss zu stören.)

P: Und sonst nichts, bitte. Ich habe Ihnen so viel erzählt (nickt mit dem Kopf, Pause). Und nichts ...

Wenn ein Kind in der pädiatrischen Anamnese nur über einen bestimmten Bereich spricht, kann das ein lokales Problem sein, in dem es hängen geblieben ist oder mit dem es in Kontakt steht. Daher verändern wir jetzt die Ausrichtung der Patientin um zu sehen, ob das, worüber sie spricht, der Fokus ist oder nur ein lokales Problem.

D: Sprich weiter, erzähl mir mehr ...


P: Nein, ich will Psychiater werden oder ich will eine Prinzessin sein. Jetzt weiß ich nichts mehr.
(Hier haben wir einen Wechsel vom Psychiater (einem Wort, das sie nicht einmal richtig aussprechen kann) zur Prinzessin. Es gibt einfach keine Verbindung zwischen den vielen Möglichkeiten, die sie sein will. Wir bleiben weiterhin passiv ohne zu analysieren, was das Kind sagt. Sie zählt noch viele weitere Berufe auf, alles, was ihr in den Sinn kommt.)
Bei Kindern äußert sich die Abwehr durch den bewussten Verstand auf eine ganz naive Art und Weise, anders als bei Erwachsenen, wo sie viel stärker ist und es viel Mühe kostet sie zu brechen. In diesem Fall wissen wir, dass die bewusste Abwehr hoch kommt, aber sie ist rein und zart. Wir machen uns daher nicht die Mühe sie zu brechen, sondern wir bleiben passiv und schauen, was damit passiert.

P: Oder ich möchte Schmuck verkaufen und sonst nichts und gar nichts mehr und nichts (schüttelt den Kopf). Oder ich will einen großen Haifisch und einen Wal fangen. Nichts anderes. Oder möchte ich Fackeln, Stifte, Bücher, Buntstifte, Schokolade, Chips, Steine und Spiegel verkaufen. Das ist es! Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich sein möchte und nichts will ich sein. (Pause). Oder ich möchte Augenärztin werden oder Ohrenärztin  und sonst nichts. Ich habe Ihnen alles erzählt ... Oder ich möchte Hals-Nasen-Ohrenärztin werden und nichts anderes. Ich habe Ihnen alles gesagt, jetzt will ich nicht mehr; nichts, nichts, nein. Ich habe Ihnen alles gesagt. (Sie schaut sich die Sachen in meinem Sprechzimmer an und spricht darüber.)

 

Ich würde gern Fisch verkaufen, Muscheln, Krabben, Fotoapparate, Handys, Hefter (räuspert sich), Steine, Diamanten (hustet) Statuen, (räuspert sich), Bilderrahmen, Schlüssel und Schlüsselanhänger und sonst nichts, oder Christliche Symbole und Götterfiguren, künstliche Sandalen, Computer, künstliche Bücher, künstliche Chirags (eine Art Spielzeug, das Wünsche erfüllen soll), künstliche Berge, Laptops, Uhren, Brillen, Schuhe, Ringe, Kleider, Taschenlampen, Mikrophone, Gläser, Sandalen, Stühle,

Tische, Wasserflaschen, Henkelmänner, Spielzeug, Farbkästen, Glitzerkram, Make-up, Objektive, Masken, künstliche Gespenster, künstliche Hände und Beine, Socken, Schuhe, Tassen, Blumen, künstliche Blumen, Taschen, Beutel, Glas, Holz, Ohrringe, Halsketten, Malstifte, Radiergummis, Namensschmuck, kleine Spiegel, Kakadus, künstliche Mikros, künstliche Krabben, künstliche Spiegel und sonst nichts, nichts, Sandalen, Fotos, Tiere, und sonst nichts mehr, nur so viel. Ich habe Ihnen nun alles erzählt, nur eins nicht (sie hebt den Finger und zeigt die eins): Ich möchte Giraffenwärterin werden.

(Das bewusste Gehirn ist vollkommen ausgeschaltet, als die Patientin nun die Dinge um sich herum anschaut und über sie spricht. Als sie das tut, verstärkt sich ihr Hustenreflex noch mehr. Das Komische ist, dass sie nun das Wort „künstlich“ zu all den Dingen hinzufügt, die sie verkaufen will.)

P: Kann ich meinen Vater anrufen? Und nichts, nur so viel, ich habe es Ihnen gesagt (sie zeigt 3 Finger und sagt: 2). 2 Seiten, nichts, nein, Verzeihung 3 und eine halbe.

(Sie zählt weiter auf, was sie alles anderes bekommen kann, wenn sie das eine nicht kriegt).

 

AM SCHLUSS DER PASSIVEN FALLAUFNAHME:

Focus:

Sie will „so vieles“ werden.

In der Passiven Fallaufnahme zählt die Patientin viele verschiedene Berufe auf, die sie ergreifen will. Wir stellen sicher, dass dies kein vorgegebener Bereich ist, indem wir das Thema ändern, und doch spricht sie ausschließlich darüber. Naive Abwehrstrategien wie husten, sich räuspern, Wasser trinken, den Kopf schütteln, „nichts“ sagen oder neue Dinge aufzählen, treten auf. Dies sind Anzeichen, dass die Patientin nach innen geht.

Erfahrungsebene:

Wahnvorstellung

Die Patientin bestimmt den Fokus und alle Informationen, die sie gibt. Dies bedeutet, dass sie ihre Alltagserfahrungen auf der Ebene der Wahnideen erlebt.

Auf welcher Ebene befindet sie sich?

Diese Patientin erlebt den Fokus auf einer allgemeinen Ebene.

Wie wird die Erfahrungsebene erlebt?

Die Patientin ist im Kontakt mit dem Fokus und erzählt jedes Detail in Verbindung mit ihrem eigenen Selbst.

Potenz:

Die Patientin erlebt ihre Alltagserfahrungen auf der Ebene der Wahnideen, also ist die Potenz 1M.

Technik für die weitere Fortführung der Anamnese:

Wir haben nun einen Fokus, mit dem wir aktiv umgehen können. Wir bleiben jedoch passiv im Hinblick auf alles andere, was aus irgendeinem anderen Bereich hoch kommt. Wenn das so bleibt, werden wir den Fokus auf einer anderen, vorzugsweise unbewussten Ebene bestätigen und werden dann zur aktiv-aktiven Phase übergehen, um das gesamte Muster zu bekommen und wenn möglich auch die Quelle zu finden.

AKTIVE FALLAUFNAHME (Um den Fokus zu bestätigen):

D: Du hast gesagt, du willst so viele Berufe ergreifen, hmm, ich verstehe nicht, wie man so viel Unterschiedliches sein kann?

P: Wenn ich das eine nicht sein kann, kann ich etwas anderes machen.

D: Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll ...

P: Es bedeutet, wenn ich nicht Ärztin werden kann, können sie eine Gynäkologin aus mir machen, wenn ich nicht Gynäkologin werden kann, werde ich Lehrerin. Aber am liebsten möchte ich Krebs-Spezialistin werden ... und nichts anderes.

(Da die Patientin in Verbindung mit dem Fokus steht, während sie spricht, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.)

D: Und wie kann man so vieles sein?

P: (Lächelt) Ich weiß auch nicht, wie man so viele Berufe ausüben kann. (Ihre Hände bewegen sich auf dem Tisch, dann auf dem Stuhl).

(Sie setzt hinzu, wenn sie eine Sache nicht geworden ist, kann sie etwas anderes werden.

D: Kannst du mir das näher erklären?


P: Wenn ich nicht Krebsspezialistin werde, können sie eine Gynäkologin aus mir machen, und wenn ich nicht Gynäkologin werden kann, werde ich Giraffenwärterin, wenn ich den Job als Giraffenwärterin nicht bekomme, werde ich Asthmaärztin (ihre Stimmlage erhöht sich) oder ich kann ganz viele Sachen verkaufen. Ich kann Fackeln, künstliche Berge, künstliche Steine, künstliche Mikrofone, ahhh künstliche Spiegel, künstliche Stifte und künstliche Schuhe verkaufen (sie schaut sich die Dinge im Sprechzimmer an).

(Auch der eigenartige Ausdruck „künstlich“ kommt hoch. Nun, da die Dinge miteinander verbunden sind, können wir uns sicher über den Fokus sein. Aktiv erkunden wir diesen Bereich mit offenen Fragen. Doch die Dinge, über die sie spricht, sind alle schon in der passiven Phase aufgekommen. Der Fall scheint zum Stillstand zu kommen, und es geht nicht weiter. Das ist der richtige Zeitpunkt, um auf eine andere Ebene zu gehen, vor allem in einen unbewussten Bereich, damit wir den Fokus definitiv bestätigen können. Die beste Möglichkeit sind Träume. )

D: Erzähl’ mir, wovon du träumst?

P: Nur von Krebsspezialisten.

D: Was siehst du?

P: Dass ich ein Krebsspezialist bin.

D: Was siehst du genau?

P: Ich spiele. Ich spiele immer mit meinem Freund.

(Langsam kommen die gleichen Dinge aus ihrem Inneren hoch, die eine Seite ist die Krebs-Spezialistin und die andere Seite das Spielen.)

P: Ich träume alles.

D: Was meinst du damit?
P: Wie ich mit meinen Freunden um ein oder zwei Uhr spiele, ich gewinne im Sport, ich bin Krebs-Spezialistin, ich bin Zahnärztin, oder ich bin Mode-Designerin, oder ich bin Fotografin, oder Augenärztin oder Asthmaärztin; so bin ich alles, was ich vor mir sehe.

D: Hast du noch andere Träume?

P: Wie ich mit meinen Freunden spiele, wie ich beim Sport gewinne, wie ich in die Mannschaft gewählt werde, wie ich Kapitän bin, wie ich die Anführerin bin, wie ich ein Baby bin, nein, nein, nein, wie ich bin ahh (Versprecher). Meine Schwester ist schon groß, sie ist wie mein Bruder 29 Jahre alt, und nichts, nur diese Träume.

(Zum ersten Mal kommt eine spontane Ablehnung, etwas zu sein, das werden wir auf jeden Fall erforschen.)

D: Du hast gesagt: „Ich bin ein Baby“?

P: Nein ... (lächelt) Ich habe das gerade gesagt, aber das habe ich nicht so gemeint! (lacht).

(Die Abwehr kommt jetzt wieder hoch in Form von Lächeln. Daher können wir sicher sein, dass dieses Thema mit ihrem Zentrum verbunden ist. Dies ist die Art der Patientin, sich zu distanzieren.)

AKTIVE FALLAUFNAHME (mit Abgrenzung):


D: Kannst du ein Baby beschreiben?

P: Ich habe es gesagt (lächelt); es kam einfach so aus meinem Mund heraus.

D: Es kam einfach heraus. Was ist ein Baby, kannst du ein Baby beschreiben?

P: Ein kleines Persönchen. Es kann nicht laufen, wenn es null Jahre alt ist, kann kein Hühnchen essen ... es kann nicht Coconut-coconut spielen (lächelt), kann nicht springen, kann nicht sprechen. Das ist es.

D: Was kann es noch nicht?

P: Es kann nicht (blickt auf) Krebsspezialist werden.
(Jetzt verbindet sich alles. Wir wissen jetzt, dass sie den Wahn hat, ein Baby zu sein, wodurch sie nicht Krebs-Spezialistin werden kann, und darum will sie so viele verschiedene Berufe wählen. Sie ist irgendwo in dem Prozess, wie ein Baby zu sein, stecken geblieben. Dies deutet auf das Reich der Mineralien hin, linke Stadien der dritten Serie, der Identitätsserie. Wir  bleiben aber dran, da es eine Sache gibt, die auffällig und noch nicht verbunden ist, das ist das „Künstliche“).

D: Was kann es noch nicht tun?

P: Es kann nicht Fotograf werden, kann nicht Mode-Designer werden, kann nicht zur Schule gehen, hat keine Haare, kann keine Disziplin halten, kann die Haare nicht lang wachsen lassen, kann nicht lesen, kann nicht schreiben. Es weiß nicht, wie man sitzt, wie man spielt oder wie man ein Bad nimmt. (D: Hmm, hmmm). Es weiß nicht, dass wir mit unseren Barbies oder mit Freunden spielen, und nichts (schaut in den Spiegel).

D: Wissen Babys denn, wer sie sind?


P: Nein ... ja ... (lächelt). Sie kennen ihr eigenes Selbst. Nein, das ist nicht ganz sicher (lacht).

(Es gibt von Anfang an keine Sicherheit, daher will sie so viele Berufe haben. Wir haben jedoch ihr Zentrum durch die unvoreingenommene passive Fallaufnahme bereits erreicht. Das ist das Gute an der dreigliedrigen Anamnese, die zugleich vollständig und wissenschaftlich ist; wir lenken sie nicht, sondern sie gelangt von sich aus zum Zentrum.)

D: Was meinst du mit „Ich bin nicht sicher“?

P: Ich bin nicht sicher, es kann beides sein; sie haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind, da gibt es zwei verschiedene Seiten, ich bin hin und her gerissen.

(Im Zentrum gibt es 2 Dinge, sich selbst zu kennen und sich selbst nicht zu kennen, und darum will sie so vieles werden. Das ist ein Salz-Thema. Aber wir warten noch und bleiben mit ihr am Thema.)

AKTIV-AKTIV-FALLAUFNAHME:

D: Ich verstehe das und verstehe es auch wieder nicht; ich weiß nicht, warum du dich zwischen diesen beiden Seiten hin und her gerissen fühlst?

P: Ja, manchmal wissen sie um ihr Selbst, manchmal wissen sie es nicht. Einige Babys haben bereits ein Bewusstsein ihrer selbst (hustet) und einige Babys haben kein Selbstbewusstsein (räuspert sich ständig) oder doch?

(Aktiv-Aktiv ist die letzte Phase auf der Reise zum Selbst, und damit tauchen die Abwehrreaktionen wieder auf. Die Tonhöhe ihrer Stimme geht herunter, sie räuspert sich ständig und ihr Husten wird immer schlimmer. Bis jetzt sind wir sicher, dass dies ein Mineral-Fall ist, der etwas mit der Identitätsserie zu tun hat. Ihr Problem ist, dass sie weiß, was sie werden will, und es gleichzeitig auch wieder nicht weiß, daher nennt sie so viele verschiedene Berufswünsche.

Die Mittel, die differenzialdiagnostisch für dieses Stadium infrage kommen, sind:

- Reines Aluminiumsilikat (Alumina silicata), wo es auf der einen Seite Verwirrung gibt, und damit die Wahl zwischen mehreren Dingen, die sie sein will, und andererseits gibt es einen festen Berufswunsch als Krebsspezialistin. Im natürlichen Zustand sind es jedoch Halbedelsteine, deren zentrale Themen in der Anamnese noch nicht vorgekommen sind.

- Unreines Aluminiumsilikat (Alumina), Tonerde. Dies scheint das nächstliegende Mittel zu sein, da es aus verschiedenen Anteilen besteht, was ja das Kernthema der Patientin ist. Auch die besondere Eigenart, dass sie so viele „künstliche“ Dinge verkaufen will, passt zu Alumina.

- Natriumsilikat besitzt überhaupt keine eigene Identität und kann daher die Identität anderer vollständig absorbieren, was wiederum zu einer starren Identität führt.

Dieses Mittel passt wahrscheinlich eher nicht, da die Patientin weiß, dass sie etwas werden will und es nur Verwirrung darüber gibt, was sie werden will, wie bei Alumina bzw. Tonerde.
 
  Für die Bestätigung der Quelle gibt es nur zwei Wege: Entweder sie spricht von sich aus  darüber, oder wir fragen sie nach Tonerde, und dann werden wir sehen, ob ihr Zentrum mit Alumina verbunden ist oder nicht. Wir können warten, bis sie über die Quelle spricht - in Form von homöopathischen Rubriken oder der homöopathischen
Materia medica, oder wir warten, bis die Eigenschaften des natürlichen Zustands automatisch hochkommen. Wenn Alumina ihre Quelle ist, wird die naive Abwehrhaltung wieder auftreten, entweder in Form von Räuspern, Husten oder Lächeln, oder sie wird in der Tonhöhe ihrer Stimme zum Ausdruck kommen.

 

D: Sag’ - spielst du gern mit Ton?

P: Ton? Ja, super! Aus Ton kann ich alles machen. Ich kann künstliche Bücher aus Ton machen, ich kann eine Kerze aus Ton machen, kann ich alle möglichen Herzformen aus Ton herstellen, ich kann einen Stern oder eine Sternform aus Ton machen, ich kann ein Messer aus  Ton formen (sie schaut sich die Dinge im Raum an). Ich kann ein Kreuz aus Ton machen oder eine Puppe, ich kann einen Berg aus Lehm aufbauen, ich kann eine künstliche Fackel oder  eine Zahnbürste aus Ton anfertigen, kann ich einen Ordner aus Ton produzieren, eine Skizze anfertigen, einen Radiergummi aus Ton machen, und ich kann einen Schuh aus Ton herstellen (hustet).

(Wir warten, bis sie alles verbal miteinander verbunden hat, aber die Verschlimmerung des Hustens beweist uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.)

Ich kann auf diese Art auch Rahmen anfertigen, ich kann auch Stifte aus Ton herstellen (hustet), ich kann ein Bündel aus Ton machen, ich kann auch einen künstlichen Stift aus Ton kneten, ich kann einen künstlichen Schlüssel aus Ton machen, künstliches tönernes Seidenpapier, künstliches Glas oder ein Ei aus Ton. Ich kann einen künstlichen Hund aus Ton machen, ich kann eine künstliche Statue modellieren oder meinen Namen aus Lehm zu formen, ich kann eine Gruppe von 3 Messern machen (mehr geht nicht), ich kann auch ein Handy aus Ton machen - das war’s dann.

(Hier spricht die Patientin das so oft erwähnte, bisher nicht verbundene „Künstliche“ im Zusammenhang mit den vielen Dingen, die sie aus Ton machen will, an, wie z.B. ihren Namen.)

D: Was gibt es noch über Ton zu sagen?

P: Nur so viel, das ist das einzige, das mir dazu einfällt.

D: Was magst du bei Ton am liebsten?

P: Dinge anfertigen; man kann Ton auf ganz verschiedene Art gestalten, deshalb mag ich ihn. Man kann alles daraus machen.
Mit diesen Worten endet der Fall!

Analyse des Falles:

Unpassendes und Auffälliges in der Passiven Fallaufnahme:

Ich will Ihnen sagen, was ich werden möchte. (Es folgt eine lange Liste aller Berufe, die sie ergreifen möchte.)

Dann erwähnt sie all die Dinge, die sie verkaufen möchte, einschließlich verschiedenster  künstlicher Sachen.

Unpassendes und Auffälliges in der Aktiven Fallaufnahme
:

Wenn ich das eine nicht sein kann, werden sie etwas anderes aus mir machen. Wenn ich keine Ärztin werden kann, dann werden sie eine Gynäkologin aus mir machen, und wenn ich nicht Gynäkologin sein kann, werde ich Lehrerin. Doch am liebsten will ich Krebsspezialistin werden. (Sie zählt nun weiter alle Berufe auf, von denen sie träumt, oder all das, was sie erreichen will. An dieser Stelle spricht sie vom „Baby“, also von jemandem, der nicht in der Lage ist, all die erwähnten Dinge zu tun.)
Ich bin nicht sicher, dass sie ihr eigenes Selbst kennen; Babys haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind; da gibt es zwei verschiedene Seiten, ich fühle mich hin und her gerissen.

Unpassendes und Auffälliges in der Aktiv-Aktiven Fallaufnahme:


Ja, ich meine, dass sie ihr eigenes Selbst kennen; Babys haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind. Ich kann alles aus Ton machen. Sie listet all die Dinge auf, die sie aus Ton machen kann, einschließlich ihres eigenen Namens. Ich mag Ton!

Fokus des gesamten Falles:

Wenn ich nichts bin, können sie etwas aus mir machen, ich bin ein Baby - nein ....
Königreich:

Mineralreich. Will so viele verschiedene Berufe haben: Verwirrung der Identität. Wir wissen jetzt, dass sie den Wahn hat, ein Baby zu sein, und dadurch kann sie nicht Krebs-Spezialistin werden, und deshalb zählt sie so viele verschiedene Berufe auf. Ihr fehlt eine Identität; sie ist irgendwann im Entwicklungsprozess als Baby stecken geblieben. Das Mittel wäre deshalb der linken Seite der dritten Serie, der Serie der Identität, zugeordnet. 

Verordnung:
Alumina 1M        

Follow ups:

Drei Monate nach Beginn der Behandlung hatten sich die Asthmaanfälle um 80 - 90% reduziert. Allerdings entwickelte sie in diesen 3 Monaten viele Erkältungen. Dies ist ein Zeichen der Austreibung der Krankheit, daher bekam sie nun ein Placebo.

Ihr Mangelzustand, der sich darin äußerte, dass sie so viele Dinge wollte, war jetzt nicht mehr so extrem. Doch sie wollte noch immer Krebsspezialistin, Asthmaärztin, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder Gynäkologin werden - sie war sich jetzt immerhin sicher, dass sie Ärztin werden wollte.

Nach 6 Monaten waren Erkältung, Husten und Asthmaanfälle fast völlig verschwunden. Nachdem sie zuerst so vieles gewollt hatte, war sei nun ganz sicher, dass sie nur Krebs-Spezialistin werden wollte.
 

Fotos: Wikimedia Commons
1. Nichts ist nichts, Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert); darwin Bell
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nothing_is_nothing.jpg?uselang=de-formal
Kategorien: Fälle
Stichwort: Mangel an Identität, künstlich, Unsicherheit, Asthma bronchiale
Mittel: Alumina, Ton

Der Prozess der Fallaufnahme: Wenn ich nicht jemand sein kann ...

 
von Dinesh Chauhan
 

Jeder besitzt einen einzigartigen, individuellen Kern. Dieser Kern drückt sich auf der körperlichen Ebene in Form einer individuellen physischen Manifestation aus, auf der mentalen Ebene in Form von individuellen Gedanken, Gefühlen und Illusionen. Vor allem aber findet dieser individuelle, menschliche Kern auf der ganzheitlichen Ebene Ausdruck in der vitalen Empfindung und dem Energiemuster des Individuums. Um den individuellen Ausdruck auf der ganzheitlichen Ebene authentisch zu beobachten, brauchen wir eine Patienten zentrierte, individuelle, integrative, wissenschaftlich basierte, intuitive und reproduzierbare Anamnese. Um dies noch effektiver zu erreichen, habe ich die Fallaufnahme in drei Schritte gegliedert: Passiv, Aktiv und Aktiv-Aktiv.

Passiv
ist z.B. das Sammeln aller deplatzierten Patientenaussagen. Wir unterstützen einen natürlichen Fluss des Falles und nehmen passiv die verbalen und non-verbalen bruchstückhaften individuellem Äußerungen entgegen. Dabei ist es eine Hilfe, die wichtigsten charakteristischen Ausdrücke auf allen Ebenen besonders zu beachten. Das, was sich auf allen Ebenen wiederholt, ist der Schwerpunkt des Falles.

- Hier bleibt der Arzt äußerlich passiv, ist aber innerlich in erhöhter Aufmerksamkeit.

- Es hilft, das Gedankenrad zu klären und das Unbewusste des Patienten spontan zum Ausdruck zu bringen.

- Das passive Verfahren ermöglicht einem, den Fokus, die Erfahrungsebene und die Abwehrmechanismen, die der Patient benutzt, zu erkennen.


- Das passive Verfahren hilft uns auch vorauszusehen, welche Fragen wir stellen müssen, und wie sie in den folgenden Teil der Fallaufnahme eingebaut werden können.


Aktiv
bedeutet, dass der Strom nach innen gerichtet ist, auf das veränderte Muster, um das gesamte Phänomen zu erkennen. Die Verlässlichkeit des Fokus wird in diesem Schritt etabliert. In Fällen, wo man den Fokus noch nicht im passiven Verfahren erhalten hat, muss  der Fokus zuerst gefunden und dann im aktiven Prozess bestätigt werden.
 
- Die aktive Phase ist die Übergangsphase zwischen dem passiven und dem aktiv-aktiven Prozess.

- Das Ziel ist hier, die Reise vom Bewusstsein zum unbewussten Selbst des Patienten und darüber hinaus zu initiieren.

- Es ist die Vorbereitungsphase für die endgültige Reise des Patienten zu seinem veränderten Muster.
 
- Der Patient wird von seiner multi-dimensionalen Art zu sprechen auf ein eindimensionales Gespräch gerichtet. Als Arzt stimmen wir uns vom eindimensionalen Hören auf  ein mehrdimensionales Hören ein.

Im Aktiv-Aktiven Prozess wird das gesamte Muster entfaltet. Es entsteht eine vollständige verbale und nonverbale Muster-Fläche, wenn der Patient den innersten Kern in seiner Gesamtheit berührt.

- Der Aktiv-Aktiv-Prozess ist das große Finale.

- Hier konzentriert sich der Homöopath auf den Fokus und lässt den Patienten nicht in bewusste Bereiche abdriften.

- All die isolierten, zerstreuten, non-verbalen Ausdrucksweisen, die während der passiven und aktiven Phasen hervorströmen, werden miteinander zu einem Phänomen verbunden.

- Das Hauptziel ist es, das gesamte veränderte Muster zu bekommen und dieses wo möglich auf die Ebene der Quelle zu nehmen und in Richtung Heilungsbewusstsein zu lenken.

Das folgende Fallbeispiel zeigt eine Anamnese - sie wurde für die Veröffentlichung gekürzt.

Die 12jährige T.G. sucht mich im Januar 2010 wegen Asthma bronchiale auf, worunter sie von Kindheit an leidet.

PASSIVE FALLAUFNAHME:

D: Fühl dich ganz frei und erzähl mir, was du möchtest.

P: Nichts, nichts, nichts ... gar nichts… (Sie schüttelt den Kopf für „Nein“ und schneidet ein Gesicht, als ob sie nicht weiß, was sie sagen soll. Pause)

Ich will darüber sprechen, was ich ... ... … werden möchte.

D: O.k.

P: Ich möchte Krebsspezialistin werden. (Trinkt Wasser aus ihrer Flasche) Und sonst gar nichts ....

D: Sehr schön, und was noch?

P: Nichts (Pause). Oder ich will Gynäkologin oder Tierärztin werden. (steckt den Finger in den Mund und schaut nach unten.) Oder ich will Asthmaspezialistin werden und nichts anderes (Pause). Oder ich will Lehrerin werden. Ich will Tier-Krebsspezialistin werden (Pause: schaut auf verschiedene Dinge an der Wand und fixiert dann eine bestimmte Stelle). Oder ich möchte Mode-Designerin sein. Oder ich will Krankenschwester werden, das ist es! (sie sieht aus, als ob sie nicht weiß, was sie sagen soll, dann folgt eine Pause – sie schaut wieder auf einen Punkt.) Und sonst nichts, oder ich möchte einfach Ärztin werden. (Pause) Und ich möchte Schulleiterin sein. Das ist das Richtige! Das ist nicht besonders viel. (Pause - schaut auf einen Punkt.) Oder ich will Premierministerin werden und sonst gar nichts. Oder will ich Fotografin werden und sonst nichts, bitte, bitte, bitte nichts. Oder ich will Schauspielerin sein und sonst nichts. (Pause - sieht den Arzt an, blickt auf und schaut dann nach unten.)

(Dies ist der erste Teil der Fallaufnahme, bei der wir passiv zuhören und darauf achten, welche verbalen und non-verbalen Informationen der Patient gibt. Hier spricht die Patientin über verschiedene Berufe, die sie ergreifen will. Während sie spricht, trinkt sie Wasser und sagt auch häufig „nichts, nichts anderes“. Dies zeigt an, dass die Patientin dabei ist, in ihr Inneres hinein zu horchen, aber es gibt eine bewusste Abwehr in Form von Wasser trinken oder „nichts“ zu sagen. Während wir uns passiv verhalten, sollten wir jedoch auf diese subtilen Hinweise achten.)

P: Oder will ich Assistentin des Chefs sein und sonst nichts. Ich will Sprechstundenhilfe  werden (Pause). Oder ich möchte Direktorin werden und nichts, nichts, gar nichts anderes (Pause). Oder ich will Polizistin sein und sonst nichts (Pause). Nichts sonst, nur so viel. Oder ich möchte Tänzerin werden (nickt mit dem Kopf) oder Schriftstellerin. Oder ich will Lyrikerin werden und nichts anderes. Oder ich will Tänzerin werden (Pause). Oder ich würde gern im Büro arbeiten und bitte sonst nichts. Oder ich möchte Allgemeinärztin werden und Erkältungskrankheiten und Husten behandeln.

(Wir schätzen die passive Fallaufnahme sehr wegen der Hinweise, die wir dadurch erhalten. So sagt sie z.B. nach jeder Pause, dass sie etwas anderes werden will. Sie sagt jedes Mal „Und nichts anderes!“, aber ihre Gesten deuten darauf hin, dass sie noch etwas sagen möchte. Das Bewusstsein baut eine Abwehrstrategie auf. In der passiven Phase der Fallaufnahme registrieren wir diese subtilen Fingerzeige und lassen sie weiter sprechen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen und ihren Redefluss zu stören.)

P: Und sonst nichts, bitte. Ich habe Ihnen so viel erzählt (nickt mit dem Kopf, Pause). Und nichts ...

Wenn ein Kind in der pädiatrischen Anamnese nur über einen bestimmten Bereich spricht, kann das ein lokales Problem sein, in dem es hängen geblieben ist oder mit dem es in Kontakt steht. Daher verändern wir jetzt die Ausrichtung der Patientin um zu sehen, ob das, worüber sie spricht, der Fokus ist oder nur ein lokales Problem.

D: Sprich weiter, erzähl mir mehr ...


P: Nein, ich will Psychiater werden oder ich will eine Prinzessin sein. Jetzt weiß ich nichts mehr.
(Hier haben wir einen Wechsel vom Psychiater (einem Wort, das sie nicht einmal richtig aussprechen kann) zur Prinzessin. Es gibt einfach keine Verbindung zwischen den vielen Möglichkeiten, die sie sein will. Wir bleiben weiterhin passiv ohne zu analysieren, was das Kind sagt. Sie zählt noch viele weitere Berufe auf, alles, was ihr in den Sinn kommt.)
Bei Kindern äußert sich die Abwehr durch den bewussten Verstand auf eine ganz naive Art und Weise, anders als bei Erwachsenen, wo sie viel stärker ist und es viel Mühe kostet sie zu brechen. In diesem Fall wissen wir, dass die bewusste Abwehr hoch kommt, aber sie ist rein und zart. Wir machen uns daher nicht die Mühe sie zu brechen, sondern wir bleiben passiv und schauen, was damit passiert.

P: Oder ich möchte Schmuck verkaufen und sonst nichts und gar nichts mehr und nichts (schüttelt den Kopf). Oder ich will einen großen Haifisch und einen Wal fangen. Nichts anderes. Oder möchte ich Fackeln, Stifte, Bücher, Buntstifte, Schokolade, Chips, Steine und Spiegel verkaufen. Das ist es! Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich sein möchte und nichts will ich sein. (Pause). Oder ich möchte Augenärztin werden oder Ohrenärztin  und sonst nichts. Ich habe Ihnen alles erzählt ... Oder ich möchte Hals-Nasen-Ohrenärztin werden und nichts anderes. Ich habe Ihnen alles gesagt, jetzt will ich nicht mehr; nichts, nichts, nein. Ich habe Ihnen alles gesagt. (Sie schaut sich die Sachen in meinem Sprechzimmer an und spricht darüber.)

 

Ich würde gern Fisch verkaufen, Muscheln, Krabben, Fotoapparate, Handys, Hefter (räuspert sich), Steine, Diamanten (hustet) Statuen, (räuspert sich), Bilderrahmen, Schlüssel und Schlüsselanhänger und sonst nichts, oder Christliche Symbole und Götterfiguren, künstliche Sandalen, Computer, künstliche Bücher, künstliche Chirags (eine Art Spielzeug, das Wünsche erfüllen soll), künstliche Berge, Laptops, Uhren, Brillen, Schuhe, Ringe, Kleider, Taschenlampen, Mikrophone, Gläser, Sandalen, Stühle,

Tische, Wasserflaschen, Henkelmänner, Spielzeug, Farbkästen, Glitzerkram, Make-up, Objektive, Masken, künstliche Gespenster, künstliche Hände und Beine, Socken, Schuhe, Tassen, Blumen, künstliche Blumen, Taschen, Beutel, Glas, Holz, Ohrringe, Halsketten, Malstifte, Radiergummis, Namensschmuck, kleine Spiegel, Kakadus, künstliche Mikros, künstliche Krabben, künstliche Spiegel und sonst nichts, nichts, Sandalen, Fotos, Tiere, und sonst nichts mehr, nur so viel. Ich habe Ihnen nun alles erzählt, nur eins nicht (sie hebt den Finger und zeigt die eins): Ich möchte Giraffenwärterin werden.

(Das bewusste Gehirn ist vollkommen ausgeschaltet, als die Patientin nun die Dinge um sich herum anschaut und über sie spricht. Als sie das tut, verstärkt sich ihr Hustenreflex noch mehr. Das Komische ist, dass sie nun das Wort „künstlich“ zu all den Dingen hinzufügt, die sie verkaufen will.)

P: Kann ich meinen Vater anrufen? Und nichts, nur so viel, ich habe es Ihnen gesagt (sie zeigt 3 Finger und sagt: 2). 2 Seiten, nichts, nein, Verzeihung 3 und eine halbe.

(Sie zählt weiter auf, was sie alles anderes bekommen kann, wenn sie das eine nicht kriegt).

 

AM SCHLUSS DER PASSIVEN FALLAUFNAHME:

Focus:

Sie will „so vieles“ werden.

In der Passiven Fallaufnahme zählt die Patientin viele verschiedene Berufe auf, die sie ergreifen will. Wir stellen sicher, dass dies kein vorgegebener Bereich ist, indem wir das Thema ändern, und doch spricht sie ausschließlich darüber. Naive Abwehrstrategien wie husten, sich räuspern, Wasser trinken, den Kopf schütteln, „nichts“ sagen oder neue Dinge aufzählen, treten auf. Dies sind Anzeichen, dass die Patientin nach innen geht.

Erfahrungsebene:

Wahnvorstellung

Die Patientin bestimmt den Fokus und alle Informationen, die sie gibt. Dies bedeutet, dass sie ihre Alltagserfahrungen auf der Ebene der Wahnideen erlebt.

Auf welcher Ebene befindet sie sich?

Diese Patientin erlebt den Fokus auf einer allgemeinen Ebene.

Wie wird die Erfahrungsebene erlebt?

Die Patientin ist im Kontakt mit dem Fokus und erzählt jedes Detail in Verbindung mit ihrem eigenen Selbst.

Potenz:

Die Patientin erlebt ihre Alltagserfahrungen auf der Ebene der Wahnideen, also ist die Potenz 1M.

Technik für die weitere Fortführung der Anamnese:

Wir haben nun einen Fokus, mit dem wir aktiv umgehen können. Wir bleiben jedoch passiv im Hinblick auf alles andere, was aus irgendeinem anderen Bereich hoch kommt. Wenn das so bleibt, werden wir den Fokus auf einer anderen, vorzugsweise unbewussten Ebene bestätigen und werden dann zur aktiv-aktiven Phase übergehen, um das gesamte Muster zu bekommen und wenn möglich auch die Quelle zu finden.

AKTIVE FALLAUFNAHME (Um den Fokus zu bestätigen):

D: Du hast gesagt, du willst so viele Berufe ergreifen, hmm, ich verstehe nicht, wie man so viel Unterschiedliches sein kann?

P: Wenn ich das eine nicht sein kann, kann ich etwas anderes machen.

D: Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll ...

P: Es bedeutet, wenn ich nicht Ärztin werden kann, können sie eine Gynäkologin aus mir machen, wenn ich nicht Gynäkologin werden kann, werde ich Lehrerin. Aber am liebsten möchte ich Krebs-Spezialistin werden ... und nichts anderes.

(Da die Patientin in Verbindung mit dem Fokus steht, während sie spricht, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.)

D: Und wie kann man so vieles sein?

P: (Lächelt) Ich weiß auch nicht, wie man so viele Berufe ausüben kann. (Ihre Hände bewegen sich auf dem Tisch, dann auf dem Stuhl).

(Sie setzt hinzu, wenn sie eine Sache nicht geworden ist, kann sie etwas anderes werden.

D: Kannst du mir das näher erklären?


P: Wenn ich nicht Krebsspezialistin werde, können sie eine Gynäkologin aus mir machen, und wenn ich nicht Gynäkologin werden kann, werde ich Giraffenwärterin, wenn ich den Job als Giraffenwärterin nicht bekomme, werde ich Asthmaärztin (ihre Stimmlage erhöht sich) oder ich kann ganz viele Sachen verkaufen. Ich kann Fackeln, künstliche Berge, künstliche Steine, künstliche Mikrofone, ahhh künstliche Spiegel, künstliche Stifte und künstliche Schuhe verkaufen (sie schaut sich die Dinge im Sprechzimmer an).

(Auch der eigenartige Ausdruck „künstlich“ kommt hoch. Nun, da die Dinge miteinander verbunden sind, können wir uns sicher über den Fokus sein. Aktiv erkunden wir diesen Bereich mit offenen Fragen. Doch die Dinge, über die sie spricht, sind alle schon in der passiven Phase aufgekommen. Der Fall scheint zum Stillstand zu kommen, und es geht nicht weiter. Das ist der richtige Zeitpunkt, um auf eine andere Ebene zu gehen, vor allem in einen unbewussten Bereich, damit wir den Fokus definitiv bestätigen können. Die beste Möglichkeit sind Träume. )

D: Erzähl’ mir, wovon du träumst?

P: Nur von Krebsspezialisten.

D: Was siehst du?

P: Dass ich ein Krebsspezialist bin.

D: Was siehst du genau?

P: Ich spiele. Ich spiele immer mit meinem Freund.

(Langsam kommen die gleichen Dinge aus ihrem Inneren hoch, die eine Seite ist die Krebs-Spezialistin und die andere Seite das Spielen.)

P: Ich träume alles.

D: Was meinst du damit?
P: Wie ich mit meinen Freunden um ein oder zwei Uhr spiele, ich gewinne im Sport, ich bin Krebs-Spezialistin, ich bin Zahnärztin, oder ich bin Mode-Designerin, oder ich bin Fotografin, oder Augenärztin oder Asthmaärztin; so bin ich alles, was ich vor mir sehe.

D: Hast du noch andere Träume?

P: Wie ich mit meinen Freunden spiele, wie ich beim Sport gewinne, wie ich in die Mannschaft gewählt werde, wie ich Kapitän bin, wie ich die Anführerin bin, wie ich ein Baby bin, nein, nein, nein, wie ich bin ahh (Versprecher). Meine Schwester ist schon groß, sie ist wie mein Bruder 29 Jahre alt, und nichts, nur diese Träume.

(Zum ersten Mal kommt eine spontane Ablehnung, etwas zu sein, das werden wir auf jeden Fall erforschen.)

D: Du hast gesagt: „Ich bin ein Baby“?

P: Nein ... (lächelt) Ich habe das gerade gesagt, aber das habe ich nicht so gemeint! (lacht).

(Die Abwehr kommt jetzt wieder hoch in Form von Lächeln. Daher können wir sicher sein, dass dieses Thema mit ihrem Zentrum verbunden ist. Dies ist die Art der Patientin, sich zu distanzieren.)

AKTIVE FALLAUFNAHME (mit Abgrenzung):


D: Kannst du ein Baby beschreiben?

P: Ich habe es gesagt (lächelt); es kam einfach so aus meinem Mund heraus.

D: Es kam einfach heraus. Was ist ein Baby, kannst du ein Baby beschreiben?

P: Ein kleines Persönchen. Es kann nicht laufen, wenn es null Jahre alt ist, kann kein Hühnchen essen ... es kann nicht Coconut-coconut spielen (lächelt), kann nicht springen, kann nicht sprechen. Das ist es.

D: Was kann es noch nicht?

P: Es kann nicht (blickt auf) Krebsspezialist werden.
(Jetzt verbindet sich alles. Wir wissen jetzt, dass sie den Wahn hat, ein Baby zu sein, wodurch sie nicht Krebs-Spezialistin werden kann, und darum will sie so viele verschiedene Berufe wählen. Sie ist irgendwo in dem Prozess, wie ein Baby zu sein, stecken geblieben. Dies deutet auf das Reich der Mineralien hin, linke Stadien der dritten Serie, der Identitätsserie. Wir  bleiben aber dran, da es eine Sache gibt, die auffällig und noch nicht verbunden ist, das ist das „Künstliche“).

D: Was kann es noch nicht tun?

P: Es kann nicht Fotograf werden, kann nicht Mode-Designer werden, kann nicht zur Schule gehen, hat keine Haare, kann keine Disziplin halten, kann die Haare nicht lang wachsen lassen, kann nicht lesen, kann nicht schreiben. Es weiß nicht, wie man sitzt, wie man spielt oder wie man ein Bad nimmt. (D: Hmm, hmmm). Es weiß nicht, dass wir mit unseren Barbies oder mit Freunden spielen, und nichts (schaut in den Spiegel).

D: Wissen Babys denn, wer sie sind?


P: Nein ... ja ... (lächelt). Sie kennen ihr eigenes Selbst. Nein, das ist nicht ganz sicher (lacht).

(Es gibt von Anfang an keine Sicherheit, daher will sie so viele Berufe haben. Wir haben jedoch ihr Zentrum durch die unvoreingenommene passive Fallaufnahme bereits erreicht. Das ist das Gute an der dreigliedrigen Anamnese, die zugleich vollständig und wissenschaftlich ist; wir lenken sie nicht, sondern sie gelangt von sich aus zum Zentrum.)

D: Was meinst du mit „Ich bin nicht sicher“?

P: Ich bin nicht sicher, es kann beides sein; sie haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind, da gibt es zwei verschiedene Seiten, ich bin hin und her gerissen.

(Im Zentrum gibt es 2 Dinge, sich selbst zu kennen und sich selbst nicht zu kennen, und darum will sie so vieles werden. Das ist ein Salz-Thema. Aber wir warten noch und bleiben mit ihr am Thema.)

AKTIV-AKTIV-FALLAUFNAHME:

D: Ich verstehe das und verstehe es auch wieder nicht; ich weiß nicht, warum du dich zwischen diesen beiden Seiten hin und her gerissen fühlst?

P: Ja, manchmal wissen sie um ihr Selbst, manchmal wissen sie es nicht. Einige Babys haben bereits ein Bewusstsein ihrer selbst (hustet) und einige Babys haben kein Selbstbewusstsein (räuspert sich ständig) oder doch?

(Aktiv-Aktiv ist die letzte Phase auf der Reise zum Selbst, und damit tauchen die Abwehrreaktionen wieder auf. Die Tonhöhe ihrer Stimme geht herunter, sie räuspert sich ständig und ihr Husten wird immer schlimmer. Bis jetzt sind wir sicher, dass dies ein Mineral-Fall ist, der etwas mit der Identitätsserie zu tun hat. Ihr Problem ist, dass sie weiß, was sie werden will, und es gleichzeitig auch wieder nicht weiß, daher nennt sie so viele verschiedene Berufswünsche.

Die Mittel, die differenzialdiagnostisch für dieses Stadium infrage kommen, sind:

- Reines Aluminiumsilikat (Alumina silicata), wo es auf der einen Seite Verwirrung gibt, und damit die Wahl zwischen mehreren Dingen, die sie sein will, und andererseits gibt es einen festen Berufswunsch als Krebsspezialistin. Im natürlichen Zustand sind es jedoch Halbedelsteine, deren zentrale Themen in der Anamnese noch nicht vorgekommen sind.

- Unreines Aluminiumsilikat (Alumina), Tonerde. Dies scheint das nächstliegende Mittel zu sein, da es aus verschiedenen Anteilen besteht, was ja das Kernthema der Patientin ist. Auch die besondere Eigenart, dass sie so viele „künstliche“ Dinge verkaufen will, passt zu Alumina.

- Natriumsilikat besitzt überhaupt keine eigene Identität und kann daher die Identität anderer vollständig absorbieren, was wiederum zu einer starren Identität führt.

Dieses Mittel passt wahrscheinlich eher nicht, da die Patientin weiß, dass sie etwas werden will und es nur Verwirrung darüber gibt, was sie werden will, wie bei Alumina bzw. Tonerde.
 
  Für die Bestätigung der Quelle gibt es nur zwei Wege: Entweder sie spricht von sich aus  darüber, oder wir fragen sie nach Tonerde, und dann werden wir sehen, ob ihr Zentrum mit Alumina verbunden ist oder nicht. Wir können warten, bis sie über die Quelle spricht - in Form von homöopathischen Rubriken oder der homöopathischen
Materia medica, oder wir warten, bis die Eigenschaften des natürlichen Zustands automatisch hochkommen. Wenn Alumina ihre Quelle ist, wird die naive Abwehrhaltung wieder auftreten, entweder in Form von Räuspern, Husten oder Lächeln, oder sie wird in der Tonhöhe ihrer Stimme zum Ausdruck kommen.

 

D: Sag’ - spielst du gern mit Ton?

P: Ton? Ja, super! Aus Ton kann ich alles machen. Ich kann künstliche Bücher aus Ton machen, ich kann eine Kerze aus Ton machen, kann ich alle möglichen Herzformen aus Ton herstellen, ich kann einen Stern oder eine Sternform aus Ton machen, ich kann ein Messer aus  Ton formen (sie schaut sich die Dinge im Raum an). Ich kann ein Kreuz aus Ton machen oder eine Puppe, ich kann einen Berg aus Lehm aufbauen, ich kann eine künstliche Fackel oder  eine Zahnbürste aus Ton anfertigen, kann ich einen Ordner aus Ton produzieren, eine Skizze anfertigen, einen Radiergummi aus Ton machen, und ich kann einen Schuh aus Ton herstellen (hustet).

(Wir warten, bis sie alles verbal miteinander verbunden hat, aber die Verschlimmerung des Hustens beweist uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.)

Ich kann auf diese Art auch Rahmen anfertigen, ich kann auch Stifte aus Ton herstellen (hustet), ich kann ein Bündel aus Ton machen, ich kann auch einen künstlichen Stift aus Ton kneten, ich kann einen künstlichen Schlüssel aus Ton machen, künstliches tönernes Seidenpapier, künstliches Glas oder ein Ei aus Ton. Ich kann einen künstlichen Hund aus Ton machen, ich kann eine künstliche Statue modellieren oder meinen Namen aus Lehm zu formen, ich kann eine Gruppe von 3 Messern machen (mehr geht nicht), ich kann auch ein Handy aus Ton machen - das war’s dann.

(Hier spricht die Patientin das so oft erwähnte, bisher nicht verbundene „Künstliche“ im Zusammenhang mit den vielen Dingen, die sie aus Ton machen will, an, wie z.B. ihren Namen.)

D: Was gibt es noch über Ton zu sagen?

P: Nur so viel, das ist das einzige, das mir dazu einfällt.

D: Was magst du bei Ton am liebsten?

P: Dinge anfertigen; man kann Ton auf ganz verschiedene Art gestalten, deshalb mag ich ihn. Man kann alles daraus machen.
Mit diesen Worten endet der Fall!

Analyse des Falles:

Unpassendes und Auffälliges in der Passiven Fallaufnahme:

Ich will Ihnen sagen, was ich werden möchte. (Es folgt eine lange Liste aller Berufe, die sie ergreifen möchte.)

Dann erwähnt sie all die Dinge, die sie verkaufen möchte, einschließlich verschiedenster  künstlicher Sachen.

Unpassendes und Auffälliges in der Aktiven Fallaufnahme
:

Wenn ich das eine nicht sein kann, werden sie etwas anderes aus mir machen. Wenn ich keine Ärztin werden kann, dann werden sie eine Gynäkologin aus mir machen, und wenn ich nicht Gynäkologin sein kann, werde ich Lehrerin. Doch am liebsten will ich Krebsspezialistin werden. (Sie zählt nun weiter alle Berufe auf, von denen sie träumt, oder all das, was sie erreichen will. An dieser Stelle spricht sie vom „Baby“, also von jemandem, der nicht in der Lage ist, all die erwähnten Dinge zu tun.)
Ich bin nicht sicher, dass sie ihr eigenes Selbst kennen; Babys haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind; da gibt es zwei verschiedene Seiten, ich fühle mich hin und her gerissen.

Unpassendes und Auffälliges in der Aktiv-Aktiven Fallaufnahme:


Ja, ich meine, dass sie ihr eigenes Selbst kennen; Babys haben kein Bewusstsein ihrer selbst, aber sie wissen doch, wer sie sind. Ich kann alles aus Ton machen. Sie listet all die Dinge auf, die sie aus Ton machen kann, einschließlich ihres eigenen Namens. Ich mag Ton!

Fokus des gesamten Falles:

Wenn ich nichts bin, können sie etwas aus mir machen, ich bin ein Baby - nein ....
Königreich:

Mineralreich. Will so viele verschiedene Berufe haben: Verwirrung der Identität. Wir wissen jetzt, dass sie den Wahn hat, ein Baby zu sein, und dadurch kann sie nicht Krebs-Spezialistin werden, und deshalb zählt sie so viele verschiedene Berufe auf. Ihr fehlt eine Identität; sie ist irgendwann im Entwicklungsprozess als Baby stecken geblieben. Das Mittel wäre deshalb der linken Seite der dritten Serie, der Serie der Identität, zugeordnet. 

Verordnung:
Alumina 1M        

Follow ups:

Drei Monate nach Beginn der Behandlung hatten sich die Asthmaanfälle um 80 - 90% reduziert. Allerdings entwickelte sie in diesen 3 Monaten viele Erkältungen. Dies ist ein Zeichen der Austreibung der Krankheit, daher bekam sie nun ein Placebo.

Ihr Mangelzustand, der sich darin äußerte, dass sie so viele Dinge wollte, war jetzt nicht mehr so extrem. Doch sie wollte noch immer Krebsspezialistin, Asthmaärztin, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder Gynäkologin werden - sie war sich jetzt immerhin sicher, dass sie Ärztin werden wollte.

Nach 6 Monaten waren Erkältung, Husten und Asthmaanfälle fast völlig verschwunden. Nachdem sie zuerst so vieles gewollt hatte, war sei nun ganz sicher, dass sie nur Krebs-Spezialistin werden wollte.
 

Fotos: Wikimedia Commons
1. Nichts ist nichts, Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert); darwin Bell
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nothing_is_nothing.jpg?uselang=de-formal
Kategorien: Fälle
Stichwort: Mangel an Identität, künstlich, Unsicherheit, Asthma bronchiale
Mittel: Alumina, Ton





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