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Conium maculatum

 
von Peter de Bruin
 

Die Patientin, eine 27jährige Frau, kommt zur Beratung wegen Verdauungsbeschwerden.

Peter (P): Was ist Ihr Problem?

Frau K: „Seit meiner Kindheit habe ich einen aufgeblähten Bauch, Bauchschmerzen und Verstopfung, aber seit zwei Jahren ist mein Verdauungssystem wirklich mein Schwachpunkt.

Ich habe Stiche im Bauch, und es tut weh, wenn ich Stuhlgang habe; ich spüre, wo der Stuhl sitzt. Seit einigen Jahren habe ich aufgehört Kaffee zu trinken, denn wenn ich Kaffee trinke, bekomme ich Probleme. Ich mag Wein, aber davon bekomme ich auch Beschwerden. Alles wird schlimmer durch Stress. Im März 2007 landete ich wegen entsetzlicher Bauchschmerzen in der Notaufnahme. Ich hatte Lasagne gegessen und innerhalb von fünf Minuten hatte ich meinen Darm auf der Toilette entleert. Die Schmerzen waren schrecklich, besonders im Oberbauch, es fühlte sich an, als hätte ich viele kleine Messer hatte unter der Haut, und wegen der Schmerzen hatte ich Schwierigkeiten zu atmen, daher fing ich an zu hyperventilieren. In den Tagen vor dieser Episode hatte ich oft nach dem Abendessen Probleme gehabt, Krämpfe und Stechen in Magen und Bauch und wässrigen Durchfall. Auf dem Weg ins Krankenhaus ließen die Bauchschmerzen nach, aber der Magenschmerz blieb. Blut und Urin waren normal. Es wurden Ultraschall und Endoskopie von Magen und Bauch durchgeführt, aber es wurde nichts Außergewöhnliches gefunden und ich wurde mit einer medikamentösen Verordnung nach Hause geschickt.

Jetzt trinke ich 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, esse ich so viele Ballaststoffe wie möglich und koche mit weniger Gewürzen. Ich trinke keinen Alkohol mehr. Die Krämpfe im Bauch sind weniger geworden, aber mein Bauch schwillt immer noch regelmäßig an, trotz Einnahme von Pantazol zweimal täglich, und ich muss immer noch viel Aufstoßen. Mein Magen ist immer noch sehr schmerzhaft, es ist ein bohrender Schmerz, ein Zerschlagenheitsgefühl. Außerdem habe ich beim Stuhlgang Schmerzen im Unterbauch, als ob er ein Vakuum erzeugen würde.

Seit 2004 habe ich auch Probleme mit der Magensäure. Ich habe jetzt längere Zeit Ranitidin genommen. Ich habe ein saures Aufstoßen und Brennen vom Magen bis zum Hals.
Meine Energie ist blockiert, alles ist falsch, ich bin ständig müde. Es fühlt sich an wie Krämpfe, und die Müdigkeit macht mich total fertig.“

P: Können Sie mir mehr darüber erzählen, was Ende März im Krankenhaus passiert ist?

Frau K: „Stehen und Sitzen waren mir unangenehm, und auf dem Weg ins Krankenhaus hatte ich das Gefühl, dass mein Bauch hin und her wackelte. Ich spürte jede Unebenheit der Straße als schmerzhaften Ruck, ich hätte vor Schmerzen schreien können. Ich fühlte mich gefangen im Schmerz. Ich hatte Stiche im ganzen Magen und im Bauch. Ich konnte nicht mehr richtig tief atmen, konnte die Brust nicht heben und senken. Meine Haut fing am ganzen Körper an zu kribbeln, meine Unterarme, mein Gesicht - ein verzweifeltes Gefühl; es ging wie ein Knistern durch meine Haut. Jetzt spüre ich wieder kleine Messer im Bauch, bei jeder Bewegung ist es, als würde mir ein Messer in den Bauch gestoßen.“

P: Können Sie dieses Gefühl näher beschreiben?

Frau K: „Es ist ein Gefühl, als ob Spitzen in mir drin steckten, die tiefer hinein gelangen, sobald ich mich bewege. Es ist ein Gefühl, als ob ich mich bewegen müsste, aber ich kann nicht wegen der Schmerzen.“

P: (Ich frage Sie weiter über die Punkte und die Schmerzen, aber sie gibt keine weiteren Informationen).
Sie sagen, dass Stress eine Rolle spielen könnte. Hat sich Ende März irgend etwas ereignet, das etwas damit zu tun haben könnte?

Frau K: „Nein, ich kann mich an nichts erinnern.“

P: (Ich frage sie noch mal  über das „Vakuum“-Gefühl, es fühlt sich an wie ein Schlag). Sie sagen, dass die Beschwerden Sie „angreifen“?

Frau K.: "Ja, es ist wie in der Fahrstunde. Du denkst, du hast alles unter Kontrolle und dann tritt der Lehrer plötzlich auf die Bremse. Du denkst: „Was um Himmels Willen ist jetzt los?“ Es kommt meistens, wenn man es absolut nicht erwartet.“

P: Wollen Sie damit sagen: „Meine Energie ist völlig blockiert“?

Frau K: "Mein Immunystem, mein Energie-Level, ist nicht mehr so, wie er war. Ich bin ständig müde und fühle mich zerschlagen. Ich habe nicht genügend Abwehrkräfte, sowohl körperlich als auch seelisch. Mein Körper funktioniert einfach nicht, er ist nicht im Gleichgewicht und ich fühle mich nicht stabil. Ich kann mich nicht auf mehr auf meinen Körper verlassen. Ich habe einige sehr turbulente Jahre hinter mir, Höhen und Tiefen. Ein neuer Job - im letzten Job hatte ich einen Burnout. Ich habe keine Reserven mehr, ich habe mehr Energie verbraucht, als ich hatte. Im vergangenen Jahr wurde ich geschieden (sie war verheiratet gewesen, hatte sich aber im vergangenen Jahr von ihrer Partnerin, einer Frau, getrennt). Ich habe eine neue Freundin, aber noch kein neues Haus. Ich habe keinen festen Boden unter den Füßen.“

P: Keinen festen Boden unter den Füßen?

Frau K: „Wackelig, mein Körper fühlt sich wie ein gefällter Baum an. Ich fühle mich machtlos.“

P: Können Sie dieses Gefühl eines „gefällten Baumes“ näher beschreiben?

Frau K: „Es ist, wie wenn man gewohnt war, sich an jemanden zu lehnen, aber der ist nicht da und man fällt aufs Gesicht.“

P: Jemand, bei dem Sie sich anlehnen konnten, ist nicht mehr da ist und Sie fallen aufs Gesicht. Wie erleben Sie das? Können Sie das näher beschreiben?

Frau K: „Es gibt keine Filter mehr. Ich werde energetisch durch alles und jeden aus der Umgebung beeinflusst. Jeder Reiz kommt hinein, eine böse Bemerkung und ich schreie „Autsch!“ Das Licht ist heller, ich muss mit den Augen blinzeln. Es ist, als ob ich nicht da wäre, als ob die Dinge durch mich hindurch gehen würden. Ich bin eher ein Gespenst als eine Person. Von einer unhöflichen Bemerkung von irgendjemandem fühle ich mich wie vernichtet, ich kann sie nicht einfach wegschieben.“

P: Sie dringt in Sie ein, Sie können sie nicht wegschieben ...?“

Frau K: „Es fühlt sich buchstäblich an, als ob etwas in meinen Bauch hinein geschossen würde; ein stumpfer Gegenstand, ein dumpfer Knall, ein Schlag ins Gesicht. Ich schotte mich ab, ich weiß keine Lösung. Es ist hoffnungslos mit diesen Schlägen. Jede Bemerkung meiner Freundin fühlt sich an wie ein scharfes Messer, au!“

 

©A.-Dengs/PIXELIO

P: Beschreiben Sie mir dieses Gefühl noch genauer!

Frau K: „Es dröhnt in mir, ich kapsele mich ab, anstatt etwas zu tun. Eine Kugel dringt in mich ein und es bildet sich Narbengewebe um sie. Es ist wie der Einschlag einer Kugel in meinem Bauch, wie wenn jemand mit Boxhandschuhen auf meinen Bauch einschlüge! Ein Schlag! Es fühlt sich an wie im Boxring und ich kriege Schläge. Ich würde weniger Schläge bekommen, wenn ich ihnen ausweichen könnte, aber ich sehe die Leute nicht, die mich schlagen. Ich weiß nur, dass ich Schläge bekomme, und ich kann nicht richtig darauf reagieren. Es ist, als ob die Leute durch mich hindurch in den Boxring gehen würden. Sie gehen durch mich hindurch und über mich hinweg, es gibt keine Grenzen, sie betreten meine Privatsphäre. Ein scharfes Messer steckt in mir und strahlt in meinen Körper aus und Wärme durchdringt mich...

Letztes Jahr habe ich immer mein Bestes getan, um meinen Körper und meinen Geist miteinander zu verbinden; vorher war ich ein kompletter Kopfmensch. Ich befasste mich nicht mit meinem Körper, und ich konnte ihn nicht gut fühlen. Ich konnte mich gut distanzieren; wenn es emotional schwierig wurde, war ich „weg“. Früher ging ich oft stundenlang im Wald spazieren ohne zu wissen, wo ich war. Früher habe ich oft Alkohol als Fluchtmöglichkeit benutzt.“

P: Können Sie diese „Distanziertheit“ näher erklären?

Frau K: „Früher versuchten die Menschen, zu mir durchzudringen, aber ich hatte eine Art Film über meinen Augen. Zweimal ging ich durch den Wald, um den Rhythmus und den Klang meiner Schritte zu hören. Ich liebe die Bäume und die Dunkelheit. Es ist wie hinweg zu  gleiten, als gäbe es weniger Reize, als könne die Welt nicht mehr an mich herankommen. Kein Licht mehr und kein Ton. Ich höre nichts, ich fühle nichts. Es regnet, und ich bemerke es nicht einmal.“

P: Was ist das für eine Welt, die nicht mehr an Sie herankommt? Können Sie das beschreiben?

Frau K: „Wenn die Welt mich ergreift, sehe ich alles, höre alles, ich sehe ich Farben, verschiedene Grüntöne, alle Details des Lebens. Das kann sehr schön sein und gar nicht negativ.“

P: Können Sie so genau wie möglich beschreiben, was Sie erleben, wenn die Welt nicht mehr an Sie heran kommt und nichts zu hören ist, nichts zu fühlen? Was empfinden Sie dabei?

Frau K: „Ich fühle mich sicher, nichts Negatives kann an mich herankommen, ich habe keine Schmerzen mehr.“ (Sie zeigt plötzlich eine Menge Energie, gestikuliert, ihr Körper spricht!)
Ich war schon fast geschieden. Ich fühlte mich gefangen, immer war sie in meinem Raum, sie erhob Anspruch auf meinen Raum. Ich musste mich zurückziehen. Ich konnte mich nicht bewegen: „Geh mir aus dem Weg! Ich fühlte mich noch kleiner, konnte mich nicht  verteidigen, bekam  keine Luft mehr, mein Wohnraum ist genommen worden und es gibt keinen Platz mehr für mich. Ich ersticke, bin gefesselt, unter Wasser, ich schreie, aber niemand hört mich!“ (In diesem Moment bekommt sie Bauchschmerzen).
 „Es gibt keinen Platz, mein Atem kommt nicht durch bis zu meinen Bauch. Ich habe keine Reserven mehr, und etwas explodiert in meinem Inneren, au! Ich habe keine Pufferzone mehr, alles kann nun richtig an mich herankommen, sie sitzen auf meinem Schmerz, wenn jemand mich schubst, falle ich hin. Ich bin wackelig auf den Beinen. Die Zollbeamten (buffer) müssten dazwischen sein! “

P: Die Zollbeamten müssten dazwischen sein? Was meinen Sie damit?

Frau K: „Ich brauche einen Puffer (1) , eine Schutzschicht. Dann könnte ich fallen, ohne etwas zu zerbrechen. Man könnte mich nicht mehr im Boxring niederschlagen.“

P: Erzählen Sie mir von Ihren Träumen?

Frau K: „Als Kind hatte ich häufig Träume, in denen ich vom Feuer verschlungen wurde. Ich rannte weg, aber das Feuer hielt mich immer wieder zurück. Das Gefühl beim Aufwachen war „in die Ecke geschoben, kein Entrinnen möglich, ganz allein.“ Ein anderer Traum war, dass ich nicht in der Lage war, durchs Wasser zu gehen, und ich wurde vom Strom mitgerissen.”

P: Leiden Sie unter irgendwelchen Ängsten?

Frau K: „Menschenmassen, wie bei einem Popkonzert, wo sich jeder gegen den Anderen schiebt, machen mir Angst. Ich fühle jeden Ellenbogen, der Raum wird kleiner und kleiner; ich habe dann die Tendenz, mir meinen Weg mit Gewalt durch die Menge zu bahnen.
Ich habe Angst vor Clowns. Ich verbinde sie mit ‚Spott’, ‚Argwohn’ und ‚den Clown spielen’, in dem Sinn, dass versucht wird, sich als besser als man ist darzustellen; es muss etwas dahinter sein, es wird etwas Schlimmes passieren. Aber auch Clowns sind verletzliche Menschen und sie sind nicht wirklich bedrohlich. Früher spielte ich gern „den Clown“ zu und legte mir eine Fassade von Unverwundbarkeit zu.“

Frau K. hat Niederländisch und Business Communication studiert. Sie lehrt an einem Polytechnikum. Sie hat ein turbulentes Jahr hinter sich: eine Scheidung, eine neue Freundin, einen neuen Job, weil sie den alten verloren hatte. Sie engagierte sich in der lokalen Politik. Im Moment hat sie kein Haus und lebt bei ihrer Partnerin. Sie hat immer noch das Gefühl, keinen festen Boden unter den Füßen haben, und sie verbrachte zwei Wochen zu Hause im Bett mit hohem Fieber. Sie war ein völliger Kopfmensch.

Ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben war für sie die Scheidung ihrer Eltern: sie hat seit 25 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Die einzige Person, von der sie Anerkennung erhalten haben könnte, war ihre Mutter, aber sie bekam nie wirkliche Anerkennung von ihr. Sie ist eifersüchtig auf die Verbundenheit zwischen ihrer Schwester und ihrer Mutter haben, sie hat immer das Gefühl, ausgelassen zu werden,  zu kurz zu kommen. Infolge dieser mangelnden Anerkennung hatte sie das Gefühl, nicht sie selber sein zu können. Sie musste kämpfen, um sie selbst zu sein, um stark genug zu sein. Sie sagt sie sei sensibel und offen. Sie kann es nicht ertragen, wenn „das Muster nicht stimmt“, das heißt, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie möchte.

Anamnese:
Sie ist wegen ihrer Verdauungsprobleme beim Gastroenterologen gewesen und hat verschiedene Tests gemacht. Sie hat Abführmittel genommen und ballaststoffreiche Lebensmittel verwendet, aber alles hat nichts geholfen. Das Reizdarmsyndrom wurde behandeltt, ebenso der Morbus Crohn, da sie Blut im Stuhl hatte. Auch die Haptotherapie brachte keine Erfolge.

Weitere lokale Beschwerden:
Sie hat eine Art Hautabschürfung im Gesicht, die Wundsekret absondert. Sie leidet  immer wieder unter Aphten im Mund, die Untersuchung zeigt, dass sie derzeit Aphten hat. Früher wurde bei ihr bereits Blut im Stuhl gefunden.

Allgemeinsymptomatik:

  • Sonne bessert
  • Abneigung gegen Käse (3)
  • Verlangen nach Eis (3)
  • Früher Allergie auf Kuhmilch
  • Hohes Fieber in der Vergangenheit
  • Pfeiffersches Drüsenfieber in der Vergangenheit 
  • Schlaflosigkeit bei Vollmond
  • Redet im Schlaf und knirscht mit den Zähnen
  • Prämenstruelle Beschwerden, besonders Anschwellen der Brüste
  • Fast keine Libido

Analyse:
Zur Lösung dieses Falles habe ich die Sankaran-Methode angewendet, um ihre Empfindungen und Wahrnehmungen zu nutzen.

Welches Reich ist es?
Das Problem der Mineralien ist, dass sie ihre Struktur als unvollständig erfahren, oder dass sie fürchten, ihr Gefühl von Vollständigkeit zu verlieren. Etwas in einem selbst (eine Projektion der Innenwelt auf die Außenwelt) ist verloren gegangen oder unvollständig, was hier offensichtlich nicht das Thema ist.

Bei Tieren erleben wir oft ganz unterschiedliche Empfindungen, die mit Kampf und Überleben zu tun haben, was bei Frau K. offenbar auch  nicht der Fall ist. Es gibt keinen klaren Aggressor, sie spricht von ihrer Freundin als jemand, der sich in ihrem Raum ausbreitet; dann spricht sie über „Empfindungen, die sie direkt ins Herz treffen“, etwas, das  nur mit ihr zu tun hat. In ihrem Fall geht es um eine bestimmte Empfindung und ihr Gegenteil (siehe Erläuterung im folgenden Text). Sie spricht von Sensibilität und über etwas, das mit ihr passiert. Unter diesen Umständen ist es klar, dass sie ein Pflanzenmittel braucht.

Welche Pflanzenfamilie ist es?
In erster Linie dachte ich an die Familie der Asteracaeen (vormals Compositae), wegen der stumpfen Gegenstände, der Schläge, des Gefühl von Zerschlagenheit, des Gefühls, in einem Boxring zu sein und Schläge zu bekommen, des Gefühls, zu wenig Abwehrkräfte zu haben und wegen des hohen Fiebers.

Was empfindet sie?
In einem Moment, wo sie es nicht erwartet, wenn sie denkt, dass sie alles unter Kontrolle hat, fühlt sie sich durch Reize von außen angegriffen: durch einen Stoß, einen Schlag oder einen Stich. Es trifft sie genau in ihrem Innersten, messerscharf und strahlt auf den ganzen Körper aus, fliegt sozusagen durch ihren Körper. Das ist die typische Befindlichkeit der Familie der Apiacaeen (vormals Umbelliferae).
Sankaran beschreibt die Empfindungen dieser Pflanzenfamilie mit folgenden Worten: „plötzlicher, unerwarteter Angriff oder Gewalteinwirkung, Unfälle, Schläge, Aufruhr, Stich, Wundschmerz, stechende Schmerzen, in Erwartung eines Schlags“ (buffer = Puffer, so nennen sich die Zollbeamten!). Sie reagiert mit Distanzierung, sich Entziehen oder mit Rückzug von der Außenwelt. Sankaran beschreibt Lähmung, Benommenheit, Dumpfheit, Schlaf und Ruhe als Gegenteil der Kompensation. Bei den Asteracaeen haben wir nicht diesen Aspekt der Plötzlichkeit, den unerwarteten Angriff. Das Gefühl „plötzlich durch einen überwältigenden Reiz angegriffen zu werden“ ist typisch für die Apiacaeen.
Auch die Erkenntnisse von Jan Scholten unterstützen die Wahl dieser Pflanzenfamilie. Seine Beschreibung der Situation der Apiacaeen (Pflanzen-Seminar 5, Mai 2003) kann auf diesen Fall angewendet werden. Sie haben ein Bedürfnis nach Kontrolle, sie sind Denker, und sie können den Kontakt zu ihren Gefühlen und ihrem Körper abblocken. Sie können ihre sexuelle Energie zu unterdrücken. Ihre Sinne sind gut entwickelt (unsere Patientin sieht und hört alles, sie sieht alle möglichen Details). Sie haben ein Bedürfnis nach Dunkelheit (bei einem Spaziergang im Wald kann sie vollkommen abschalten). Die Beziehung zur Mutter ist oft distanziert, was durch eine Abneigung gegen oder eine Verschlimmerung durch Milch zum Ausdruck kommen kann.

Was ist das passende Mittel?
Ich fand das richtige Mittel, indem ich die Pflanzen repertorisierte. In meinem Repertorium rangierte Conium maculatum sehr weit oben (dreiwertig). Conium gehört zur Familie der Apiaceae. Ich will hier zeigen, in welchen Rubriken ich Conium gefunden habe:
Magen: Sodbrennen
Bauch: Schmerz, stechend, wie von einem Messer
Bauch: Schmerz, wie von einem Schlag
Magen: Schmerz, wund, wie gequetscht, in der Magengrube
Gesicht: Ausschläge, wund, sich abschälend
Fieber: starke Hitze
Allgemein: Essen und trinken, Milch verschlimmert
Zähne: Knirschen im Schlaf
Sie beschreibt, dass ihr Körper dazu neigt, kugelige Einkapselungen zu bilden: Die Induration (Verhärtung) von Geweben (Drüsen, Tumoren, Brustkrebs) passt ebenfalls ins Conium Bild.

Verordnung: Conium maculatum MK (= C 1000 nach Korsakow)

Follow-ups:

Nach 7 Wochen:
Es geht ihr insgesamt gut; sie fühlt sich stärker. Zum ersten Mal ist sie allein in Urlaub gefahren, nach Deutschland, etwas, was sie früher nie gewagt hätte, weil sie sich so „wackelig“, so unsicher fühlte. Sie hält sich wacker und erlebt sich selbst als geerdet. Die Welt geht nicht mehr durch sie hindurch, sie ist nicht mehr so schnell durch äußere Einflüsse zu überrumpeln und lässt sich nicht mehr so leicht von ihren Emotionen mitreißen.
Eine Woche nach der Einnahme von Conium trank sie zum ersten Mal seit  drei Jahren wieder schwarzen Kaffee und hatte keine Probleme damit. Sie muss nicht mehr aufpassen, was sie isst; sie kann scharf gewürzte und fetthaltige Lebensmittel essen. Sie kann jetzt auch ohne Probleme ihren Wein genießen; früher bekam sie dadurch saures Aufstoßen. Ihre Stühle sind nur noch selten schmerzhaft und unregelmäßig; auf jeden Fall viel besser als zuvor, und sie stinken auch nicht mehr so. Die Bauchkrämpfe sind verschwunden, ebenso die Blähungen und das Aufstoßen. Wenn man ihr auf den Bauch drückt, hat sie nicht mehr das Gefühl, als ob der Darminhalt gleich herausrutschen würde.

Verordnung: Wiederholungsgabe Conium maculatum C 1000.

Nach 12 Wochen:
Nach der Einnahme des Mittels hatte sie eine Erstverschlimmerung; Schmerzen in den Eingeweiden und ein wackeliges Gefühl. Ein paar Tage später geht es ihr wieder gut, sogar besser als zuvor. Sie fühlt sich sehr gut, locker, stark und stabil. Wenn sie zuviel Kaffee trinkt, bekommt sie Schwierigkeiten, aber abgesehen davon hat sie hat überhaupt keine Probleme mehr. Die Aphten sind vollkommen verschwunden. Früher hatte sie das Gefühl „jeden Tag Schläge zu bekommen“; jetzt sagt sie, dass dieses Gefühl überhaupt nicht mehr auftritt.
Ich mache mit ihr aus, Conium zu wiederholen, falls es zu einem Rückfall kommen sollte, oder wenn sie irgendwelche anderen Beschwerden hat, und mich wenn nötig anzurufen.

Nach 28 Wochen: 
Ich schrieb ihrem Hausarzt, und merkte dabei, dass ich sie gar nicht gefragt hatte, was sie mit den Medikamenten, die ihr verschrieben worden waren (Pantazol, Ranitidin) gemacht hatte. Daher rief ich sie an um dies zu erfahren. Sie hatte alle Medikamente auf eigene Faust abgesetzt; alles, was sie während dieser Zeit gebraucht hatte, war eine Dosis Conium gewesen. Es ging ihr immer noch „erstaunlich gut“.

Überlegungen:
Was war nun das tatsächliche Problem dieser Patientin das und was ist die Essenz ihrer  „Gefühle“?
Weil ich das Mittel nach Sankaran-Methode so schnell gefunden hatte, kamen einige emotionale und situative Aspekte nicht zur Sprache. Man könnte sagen, das Hauptproblem war tatsächlich das Gefühl - aber was ist eigentlich dieses „Gefühl“, oder besser gesagt, was ist das Wesen dieser „vitalen Empfindung“, dieser Kernempfindung, wie Sankaran sie nennt? Sankaran beschreibt es als eine nicht-menschliche Energie, als etwas, das das Lebensprinzip des Organismus verändern kann, und das wir als eine abnorme Empfindung erfahren (Die Empfindung in der Homöopathie, Seite 421). Durch die Interferenz dieser Energie mit dem Lebensprinzip bekommen alle Tätigkeiten und psychologischen Prozesse eine grundsätzlich andere Qualität. Es ist, als ob dieser Mensch eine gelbe Brille trägt, alles, was er / sie sieht, wird dann als gelb erlebt (Die verfeinerte Empfindung, Seite 53). Das energetische Muster entspricht dann dieser Quelle (dem Mittel).
Sankaran erklärt ausdrücklich, dass die vitale Empfindung die tiefste und konstanteste Erfahrung eines Menschen ist, das Prinzip, welches Körper und Psyche aneinander bindet. Ich schließe daraus, dass dieses Prinzip Körper und Psyche übergeordnet ist, was logisch wäre, denn diese Empfindung manifestiert sich auf der Ebene des Lebensprinzips. Die Annahme, dass die vitale Empfindung eine der tiefgreifendsten Erfahrungen ist, ist zulässig, vorausgesetzt, dass jeder Zugang in der Anamnese zu demselben Punkt führt; doch bedeutet dies zwangsläufig, dass die vitale Empfindung eine höhere Instanz als die Psyche sein muss?
Obwohl Sankaran das Konzept der Empfindung pragmatisch angeht und nicht weiter in sie eindringt, lässt mich seine Beschreibung an die Empfindung als invasive Energie denken, die das System stört: „Eine Pflanze oder ein Tier lebt darin.“ (Die verfeinerte Empfindung, Seite 53); „Krankheit ist das andere Lied, das in uns spielt“ (Bert Lefevre, Ingrid van de Vel, Seminar SHO 2006). Hat die Empfindung etwas mit einer externen Energie zu tun und wenn ja, wie kommt diese Energie in uns hinein? Oder kommt dieses Gefühl aus unserem Innern? Wenn wir den Geist über die Materie stellen, könnte dieses Gefühl dann die Projektion eines geistigen Bildes oder Films auf die emotionale bzw. körperliche Ebene eines Menschen sein? Könnte dieses geistige Bild dann das zentrale Problem dieser Person darstellen? Könnte das Bild einem Muster folgen, das mit einer anderen Energiequelle in der Natur mitschwingt, unter der Voraussetzung, dass die Psyche der Empfindung übergeordnet ist?

Wenn ich die Empfindung unserer Patientin auf die geistige Ebene beziehe, dann könnte es sein, dass ihr zentrales mentales Konzept sie wie ein Schock überfällt, mit dem sie nicht umgehen kann, weil sie ist so sensibel ist und so schnell aus dem Gleichgewicht gerät.

Man könnte sich auch Gedanken darüber machen, ob es überhaupt relevant ist, das Wesen der vitalen Empfindung genau zu hinterfragen, da Sankarans hervorragende Methode auch nützlich und praktikabel ist, ohne dass man sie versteht. Die ultimative Lebenswirklichkeit kann man nicht rational verstehen. Vielleicht kann die vitale Grundempfindung überhaupt nicht verstanden werden, weil sie ein höheres Prinzip ist, als unser Verstand fassen kann.

Kategorie: Fall
Stichwörter: Verdauungsstörungen, plötzliche Schläge, Puffer, Apiacaeen, Sankaran, Scholten, Conium
Mittel: Conium maculatum

 
(1) buffer = Puffer, so nennen sich die Zollbeamten!
 
 

 

Conium maculatum

 
von Peter de Bruin
 

Die Patientin, eine 27jährige Frau, kommt zur Beratung wegen Verdauungsbeschwerden.

Peter (P): Was ist Ihr Problem?

Frau K: „Seit meiner Kindheit habe ich einen aufgeblähten Bauch, Bauchschmerzen und Verstopfung, aber seit zwei Jahren ist mein Verdauungssystem wirklich mein Schwachpunkt.

Ich habe Stiche im Bauch, und es tut weh, wenn ich Stuhlgang habe; ich spüre, wo der Stuhl sitzt. Seit einigen Jahren habe ich aufgehört Kaffee zu trinken, denn wenn ich Kaffee trinke, bekomme ich Probleme. Ich mag Wein, aber davon bekomme ich auch Beschwerden. Alles wird schlimmer durch Stress. Im März 2007 landete ich wegen entsetzlicher Bauchschmerzen in der Notaufnahme. Ich hatte Lasagne gegessen und innerhalb von fünf Minuten hatte ich meinen Darm auf der Toilette entleert. Die Schmerzen waren schrecklich, besonders im Oberbauch, es fühlte sich an, als hätte ich viele kleine Messer hatte unter der Haut, und wegen der Schmerzen hatte ich Schwierigkeiten zu atmen, daher fing ich an zu hyperventilieren. In den Tagen vor dieser Episode hatte ich oft nach dem Abendessen Probleme gehabt, Krämpfe und Stechen in Magen und Bauch und wässrigen Durchfall. Auf dem Weg ins Krankenhaus ließen die Bauchschmerzen nach, aber der Magenschmerz blieb. Blut und Urin waren normal. Es wurden Ultraschall und Endoskopie von Magen und Bauch durchgeführt, aber es wurde nichts Außergewöhnliches gefunden und ich wurde mit einer medikamentösen Verordnung nach Hause geschickt.

Jetzt trinke ich 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, esse ich so viele Ballaststoffe wie möglich und koche mit weniger Gewürzen. Ich trinke keinen Alkohol mehr. Die Krämpfe im Bauch sind weniger geworden, aber mein Bauch schwillt immer noch regelmäßig an, trotz Einnahme von Pantazol zweimal täglich, und ich muss immer noch viel Aufstoßen. Mein Magen ist immer noch sehr schmerzhaft, es ist ein bohrender Schmerz, ein Zerschlagenheitsgefühl. Außerdem habe ich beim Stuhlgang Schmerzen im Unterbauch, als ob er ein Vakuum erzeugen würde.

Seit 2004 habe ich auch Probleme mit der Magensäure. Ich habe jetzt längere Zeit Ranitidin genommen. Ich habe ein saures Aufstoßen und Brennen vom Magen bis zum Hals.
Meine Energie ist blockiert, alles ist falsch, ich bin ständig müde. Es fühlt sich an wie Krämpfe, und die Müdigkeit macht mich total fertig.“

P: Können Sie mir mehr darüber erzählen, was Ende März im Krankenhaus passiert ist?

Frau K: „Stehen und Sitzen waren mir unangenehm, und auf dem Weg ins Krankenhaus hatte ich das Gefühl, dass mein Bauch hin und her wackelte. Ich spürte jede Unebenheit der Straße als schmerzhaften Ruck, ich hätte vor Schmerzen schreien können. Ich fühlte mich gefangen im Schmerz. Ich hatte Stiche im ganzen Magen und im Bauch. Ich konnte nicht mehr richtig tief atmen, konnte die Brust nicht heben und senken. Meine Haut fing am ganzen Körper an zu kribbeln, meine Unterarme, mein Gesicht - ein verzweifeltes Gefühl; es ging wie ein Knistern durch meine Haut. Jetzt spüre ich wieder kleine Messer im Bauch, bei jeder Bewegung ist es, als würde mir ein Messer in den Bauch gestoßen.“

P: Können Sie dieses Gefühl näher beschreiben?

Frau K: „Es ist ein Gefühl, als ob Spitzen in mir drin steckten, die tiefer hinein gelangen, sobald ich mich bewege. Es ist ein Gefühl, als ob ich mich bewegen müsste, aber ich kann nicht wegen der Schmerzen.“

P: (Ich frage Sie weiter über die Punkte und die Schmerzen, aber sie gibt keine weiteren Informationen).
Sie sagen, dass Stress eine Rolle spielen könnte. Hat sich Ende März irgend etwas ereignet, das etwas damit zu tun haben könnte?

Frau K: „Nein, ich kann mich an nichts erinnern.“

P: (Ich frage sie noch mal  über das „Vakuum“-Gefühl, es fühlt sich an wie ein Schlag). Sie sagen, dass die Beschwerden Sie „angreifen“?

Frau K.: "Ja, es ist wie in der Fahrstunde. Du denkst, du hast alles unter Kontrolle und dann tritt der Lehrer plötzlich auf die Bremse. Du denkst: „Was um Himmels Willen ist jetzt los?“ Es kommt meistens, wenn man es absolut nicht erwartet.“

P: Wollen Sie damit sagen: „Meine Energie ist völlig blockiert“?

Frau K: "Mein Immunystem, mein Energie-Level, ist nicht mehr so, wie er war. Ich bin ständig müde und fühle mich zerschlagen. Ich habe nicht genügend Abwehrkräfte, sowohl körperlich als auch seelisch. Mein Körper funktioniert einfach nicht, er ist nicht im Gleichgewicht und ich fühle mich nicht stabil. Ich kann mich nicht auf mehr auf meinen Körper verlassen. Ich habe einige sehr turbulente Jahre hinter mir, Höhen und Tiefen. Ein neuer Job - im letzten Job hatte ich einen Burnout. Ich habe keine Reserven mehr, ich habe mehr Energie verbraucht, als ich hatte. Im vergangenen Jahr wurde ich geschieden (sie war verheiratet gewesen, hatte sich aber im vergangenen Jahr von ihrer Partnerin, einer Frau, getrennt). Ich habe eine neue Freundin, aber noch kein neues Haus. Ich habe keinen festen Boden unter den Füßen.“

P: Keinen festen Boden unter den Füßen?

Frau K: „Wackelig, mein Körper fühlt sich wie ein gefällter Baum an. Ich fühle mich machtlos.“

P: Können Sie dieses Gefühl eines „gefällten Baumes“ näher beschreiben?

Frau K: „Es ist, wie wenn man gewohnt war, sich an jemanden zu lehnen, aber der ist nicht da und man fällt aufs Gesicht.“

P: Jemand, bei dem Sie sich anlehnen konnten, ist nicht mehr da ist und Sie fallen aufs Gesicht. Wie erleben Sie das? Können Sie das näher beschreiben?

Frau K: „Es gibt keine Filter mehr. Ich werde energetisch durch alles und jeden aus der Umgebung beeinflusst. Jeder Reiz kommt hinein, eine böse Bemerkung und ich schreie „Autsch!“ Das Licht ist heller, ich muss mit den Augen blinzeln. Es ist, als ob ich nicht da wäre, als ob die Dinge durch mich hindurch gehen würden. Ich bin eher ein Gespenst als eine Person. Von einer unhöflichen Bemerkung von irgendjemandem fühle ich mich wie vernichtet, ich kann sie nicht einfach wegschieben.“

P: Sie dringt in Sie ein, Sie können sie nicht wegschieben ...?“

Frau K: „Es fühlt sich buchstäblich an, als ob etwas in meinen Bauch hinein geschossen würde; ein stumpfer Gegenstand, ein dumpfer Knall, ein Schlag ins Gesicht. Ich schotte mich ab, ich weiß keine Lösung. Es ist hoffnungslos mit diesen Schlägen. Jede Bemerkung meiner Freundin fühlt sich an wie ein scharfes Messer, au!“

 

©A.-Dengs/PIXELIO

P: Beschreiben Sie mir dieses Gefühl noch genauer!

Frau K: „Es dröhnt in mir, ich kapsele mich ab, anstatt etwas zu tun. Eine Kugel dringt in mich ein und es bildet sich Narbengewebe um sie. Es ist wie der Einschlag einer Kugel in meinem Bauch, wie wenn jemand mit Boxhandschuhen auf meinen Bauch einschlüge! Ein Schlag! Es fühlt sich an wie im Boxring und ich kriege Schläge. Ich würde weniger Schläge bekommen, wenn ich ihnen ausweichen könnte, aber ich sehe die Leute nicht, die mich schlagen. Ich weiß nur, dass ich Schläge bekomme, und ich kann nicht richtig darauf reagieren. Es ist, als ob die Leute durch mich hindurch in den Boxring gehen würden. Sie gehen durch mich hindurch und über mich hinweg, es gibt keine Grenzen, sie betreten meine Privatsphäre. Ein scharfes Messer steckt in mir und strahlt in meinen Körper aus und Wärme durchdringt mich...

Letztes Jahr habe ich immer mein Bestes getan, um meinen Körper und meinen Geist miteinander zu verbinden; vorher war ich ein kompletter Kopfmensch. Ich befasste mich nicht mit meinem Körper, und ich konnte ihn nicht gut fühlen. Ich konnte mich gut distanzieren; wenn es emotional schwierig wurde, war ich „weg“. Früher ging ich oft stundenlang im Wald spazieren ohne zu wissen, wo ich war. Früher habe ich oft Alkohol als Fluchtmöglichkeit benutzt.“

P: Können Sie diese „Distanziertheit“ näher erklären?

Frau K: „Früher versuchten die Menschen, zu mir durchzudringen, aber ich hatte eine Art Film über meinen Augen. Zweimal ging ich durch den Wald, um den Rhythmus und den Klang meiner Schritte zu hören. Ich liebe die Bäume und die Dunkelheit. Es ist wie hinweg zu  gleiten, als gäbe es weniger Reize, als könne die Welt nicht mehr an mich herankommen. Kein Licht mehr und kein Ton. Ich höre nichts, ich fühle nichts. Es regnet, und ich bemerke es nicht einmal.“

P: Was ist das für eine Welt, die nicht mehr an Sie herankommt? Können Sie das beschreiben?

Frau K: „Wenn die Welt mich ergreift, sehe ich alles, höre alles, ich sehe ich Farben, verschiedene Grüntöne, alle Details des Lebens. Das kann sehr schön sein und gar nicht negativ.“

P: Können Sie so genau wie möglich beschreiben, was Sie erleben, wenn die Welt nicht mehr an Sie heran kommt und nichts zu hören ist, nichts zu fühlen? Was empfinden Sie dabei?

Frau K: „Ich fühle mich sicher, nichts Negatives kann an mich herankommen, ich habe keine Schmerzen mehr.“ (Sie zeigt plötzlich eine Menge Energie, gestikuliert, ihr Körper spricht!)
Ich war schon fast geschieden. Ich fühlte mich gefangen, immer war sie in meinem Raum, sie erhob Anspruch auf meinen Raum. Ich musste mich zurückziehen. Ich konnte mich nicht bewegen: „Geh mir aus dem Weg! Ich fühlte mich noch kleiner, konnte mich nicht  verteidigen, bekam  keine Luft mehr, mein Wohnraum ist genommen worden und es gibt keinen Platz mehr für mich. Ich ersticke, bin gefesselt, unter Wasser, ich schreie, aber niemand hört mich!“ (In diesem Moment bekommt sie Bauchschmerzen).
 „Es gibt keinen Platz, mein Atem kommt nicht durch bis zu meinen Bauch. Ich habe keine Reserven mehr, und etwas explodiert in meinem Inneren, au! Ich habe keine Pufferzone mehr, alles kann nun richtig an mich herankommen, sie sitzen auf meinem Schmerz, wenn jemand mich schubst, falle ich hin. Ich bin wackelig auf den Beinen. Die Zollbeamten (buffer) müssten dazwischen sein! “

P: Die Zollbeamten müssten dazwischen sein? Was meinen Sie damit?

Frau K: „Ich brauche einen Puffer (1) , eine Schutzschicht. Dann könnte ich fallen, ohne etwas zu zerbrechen. Man könnte mich nicht mehr im Boxring niederschlagen.“

P: Erzählen Sie mir von Ihren Träumen?

Frau K: „Als Kind hatte ich häufig Träume, in denen ich vom Feuer verschlungen wurde. Ich rannte weg, aber das Feuer hielt mich immer wieder zurück. Das Gefühl beim Aufwachen war „in die Ecke geschoben, kein Entrinnen möglich, ganz allein.“ Ein anderer Traum war, dass ich nicht in der Lage war, durchs Wasser zu gehen, und ich wurde vom Strom mitgerissen.”

P: Leiden Sie unter irgendwelchen Ängsten?

Frau K: „Menschenmassen, wie bei einem Popkonzert, wo sich jeder gegen den Anderen schiebt, machen mir Angst. Ich fühle jeden Ellenbogen, der Raum wird kleiner und kleiner; ich habe dann die Tendenz, mir meinen Weg mit Gewalt durch die Menge zu bahnen.
Ich habe Angst vor Clowns. Ich verbinde sie mit ‚Spott’, ‚Argwohn’ und ‚den Clown spielen’, in dem Sinn, dass versucht wird, sich als besser als man ist darzustellen; es muss etwas dahinter sein, es wird etwas Schlimmes passieren. Aber auch Clowns sind verletzliche Menschen und sie sind nicht wirklich bedrohlich. Früher spielte ich gern „den Clown“ zu und legte mir eine Fassade von Unverwundbarkeit zu.“

Frau K. hat Niederländisch und Business Communication studiert. Sie lehrt an einem Polytechnikum. Sie hat ein turbulentes Jahr hinter sich: eine Scheidung, eine neue Freundin, einen neuen Job, weil sie den alten verloren hatte. Sie engagierte sich in der lokalen Politik. Im Moment hat sie kein Haus und lebt bei ihrer Partnerin. Sie hat immer noch das Gefühl, keinen festen Boden unter den Füßen haben, und sie verbrachte zwei Wochen zu Hause im Bett mit hohem Fieber. Sie war ein völliger Kopfmensch.

Ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben war für sie die Scheidung ihrer Eltern: sie hat seit 25 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Die einzige Person, von der sie Anerkennung erhalten haben könnte, war ihre Mutter, aber sie bekam nie wirkliche Anerkennung von ihr. Sie ist eifersüchtig auf die Verbundenheit zwischen ihrer Schwester und ihrer Mutter haben, sie hat immer das Gefühl, ausgelassen zu werden,  zu kurz zu kommen. Infolge dieser mangelnden Anerkennung hatte sie das Gefühl, nicht sie selber sein zu können. Sie musste kämpfen, um sie selbst zu sein, um stark genug zu sein. Sie sagt sie sei sensibel und offen. Sie kann es nicht ertragen, wenn „das Muster nicht stimmt“, das heißt, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie möchte.

Anamnese:
Sie ist wegen ihrer Verdauungsprobleme beim Gastroenterologen gewesen und hat verschiedene Tests gemacht. Sie hat Abführmittel genommen und ballaststoffreiche Lebensmittel verwendet, aber alles hat nichts geholfen. Das Reizdarmsyndrom wurde behandeltt, ebenso der Morbus Crohn, da sie Blut im Stuhl hatte. Auch die Haptotherapie brachte keine Erfolge.

Weitere lokale Beschwerden:
Sie hat eine Art Hautabschürfung im Gesicht, die Wundsekret absondert. Sie leidet  immer wieder unter Aphten im Mund, die Untersuchung zeigt, dass sie derzeit Aphten hat. Früher wurde bei ihr bereits Blut im Stuhl gefunden.

Allgemeinsymptomatik:

  • Sonne bessert
  • Abneigung gegen Käse (3)
  • Verlangen nach Eis (3)
  • Früher Allergie auf Kuhmilch
  • Hohes Fieber in der Vergangenheit
  • Pfeiffersches Drüsenfieber in der Vergangenheit 
  • Schlaflosigkeit bei Vollmond
  • Redet im Schlaf und knirscht mit den Zähnen
  • Prämenstruelle Beschwerden, besonders Anschwellen der Brüste
  • Fast keine Libido

Analyse:
Zur Lösung dieses Falles habe ich die Sankaran-Methode angewendet, um ihre Empfindungen und Wahrnehmungen zu nutzen.

Welches Reich ist es?
Das Problem der Mineralien ist, dass sie ihre Struktur als unvollständig erfahren, oder dass sie fürchten, ihr Gefühl von Vollständigkeit zu verlieren. Etwas in einem selbst (eine Projektion der Innenwelt auf die Außenwelt) ist verloren gegangen oder unvollständig, was hier offensichtlich nicht das Thema ist.

Bei Tieren erleben wir oft ganz unterschiedliche Empfindungen, die mit Kampf und Überleben zu tun haben, was bei Frau K. offenbar auch  nicht der Fall ist. Es gibt keinen klaren Aggressor, sie spricht von ihrer Freundin als jemand, der sich in ihrem Raum ausbreitet; dann spricht sie über „Empfindungen, die sie direkt ins Herz treffen“, etwas, das  nur mit ihr zu tun hat. In ihrem Fall geht es um eine bestimmte Empfindung und ihr Gegenteil (siehe Erläuterung im folgenden Text). Sie spricht von Sensibilität und über etwas, das mit ihr passiert. Unter diesen Umständen ist es klar, dass sie ein Pflanzenmittel braucht.

Welche Pflanzenfamilie ist es?
In erster Linie dachte ich an die Familie der Asteracaeen (vormals Compositae), wegen der stumpfen Gegenstände, der Schläge, des Gefühl von Zerschlagenheit, des Gefühls, in einem Boxring zu sein und Schläge zu bekommen, des Gefühls, zu wenig Abwehrkräfte zu haben und wegen des hohen Fiebers.

Was empfindet sie?
In einem Moment, wo sie es nicht erwartet, wenn sie denkt, dass sie alles unter Kontrolle hat, fühlt sie sich durch Reize von außen angegriffen: durch einen Stoß, einen Schlag oder einen Stich. Es trifft sie genau in ihrem Innersten, messerscharf und strahlt auf den ganzen Körper aus, fliegt sozusagen durch ihren Körper. Das ist die typische Befindlichkeit der Familie der Apiacaeen (vormals Umbelliferae).
Sankaran beschreibt die Empfindungen dieser Pflanzenfamilie mit folgenden Worten: „plötzlicher, unerwarteter Angriff oder Gewalteinwirkung, Unfälle, Schläge, Aufruhr, Stich, Wundschmerz, stechende Schmerzen, in Erwartung eines Schlags“ (buffer = Puffer, so nennen sich die Zollbeamten!). Sie reagiert mit Distanzierung, sich Entziehen oder mit Rückzug von der Außenwelt. Sankaran beschreibt Lähmung, Benommenheit, Dumpfheit, Schlaf und Ruhe als Gegenteil der Kompensation. Bei den Asteracaeen haben wir nicht diesen Aspekt der Plötzlichkeit, den unerwarteten Angriff. Das Gefühl „plötzlich durch einen überwältigenden Reiz angegriffen zu werden“ ist typisch für die Apiacaeen.
Auch die Erkenntnisse von Jan Scholten unterstützen die Wahl dieser Pflanzenfamilie. Seine Beschreibung der Situation der Apiacaeen (Pflanzen-Seminar 5, Mai 2003) kann auf diesen Fall angewendet werden. Sie haben ein Bedürfnis nach Kontrolle, sie sind Denker, und sie können den Kontakt zu ihren Gefühlen und ihrem Körper abblocken. Sie können ihre sexuelle Energie zu unterdrücken. Ihre Sinne sind gut entwickelt (unsere Patientin sieht und hört alles, sie sieht alle möglichen Details). Sie haben ein Bedürfnis nach Dunkelheit (bei einem Spaziergang im Wald kann sie vollkommen abschalten). Die Beziehung zur Mutter ist oft distanziert, was durch eine Abneigung gegen oder eine Verschlimmerung durch Milch zum Ausdruck kommen kann.

Was ist das passende Mittel?
Ich fand das richtige Mittel, indem ich die Pflanzen repertorisierte. In meinem Repertorium rangierte Conium maculatum sehr weit oben (dreiwertig). Conium gehört zur Familie der Apiaceae. Ich will hier zeigen, in welchen Rubriken ich Conium gefunden habe:
Magen: Sodbrennen
Bauch: Schmerz, stechend, wie von einem Messer
Bauch: Schmerz, wie von einem Schlag
Magen: Schmerz, wund, wie gequetscht, in der Magengrube
Gesicht: Ausschläge, wund, sich abschälend
Fieber: starke Hitze
Allgemein: Essen und trinken, Milch verschlimmert
Zähne: Knirschen im Schlaf
Sie beschreibt, dass ihr Körper dazu neigt, kugelige Einkapselungen zu bilden: Die Induration (Verhärtung) von Geweben (Drüsen, Tumoren, Brustkrebs) passt ebenfalls ins Conium Bild.

Verordnung: Conium maculatum MK (= C 1000 nach Korsakow)

Follow-ups:

Nach 7 Wochen:
Es geht ihr insgesamt gut; sie fühlt sich stärker. Zum ersten Mal ist sie allein in Urlaub gefahren, nach Deutschland, etwas, was sie früher nie gewagt hätte, weil sie sich so „wackelig“, so unsicher fühlte. Sie hält sich wacker und erlebt sich selbst als geerdet. Die Welt geht nicht mehr durch sie hindurch, sie ist nicht mehr so schnell durch äußere Einflüsse zu überrumpeln und lässt sich nicht mehr so leicht von ihren Emotionen mitreißen.
Eine Woche nach der Einnahme von Conium trank sie zum ersten Mal seit  drei Jahren wieder schwarzen Kaffee und hatte keine Probleme damit. Sie muss nicht mehr aufpassen, was sie isst; sie kann scharf gewürzte und fetthaltige Lebensmittel essen. Sie kann jetzt auch ohne Probleme ihren Wein genießen; früher bekam sie dadurch saures Aufstoßen. Ihre Stühle sind nur noch selten schmerzhaft und unregelmäßig; auf jeden Fall viel besser als zuvor, und sie stinken auch nicht mehr so. Die Bauchkrämpfe sind verschwunden, ebenso die Blähungen und das Aufstoßen. Wenn man ihr auf den Bauch drückt, hat sie nicht mehr das Gefühl, als ob der Darminhalt gleich herausrutschen würde.

Verordnung: Wiederholungsgabe Conium maculatum C 1000.

Nach 12 Wochen:
Nach der Einnahme des Mittels hatte sie eine Erstverschlimmerung; Schmerzen in den Eingeweiden und ein wackeliges Gefühl. Ein paar Tage später geht es ihr wieder gut, sogar besser als zuvor. Sie fühlt sich sehr gut, locker, stark und stabil. Wenn sie zuviel Kaffee trinkt, bekommt sie Schwierigkeiten, aber abgesehen davon hat sie hat überhaupt keine Probleme mehr. Die Aphten sind vollkommen verschwunden. Früher hatte sie das Gefühl „jeden Tag Schläge zu bekommen“; jetzt sagt sie, dass dieses Gefühl überhaupt nicht mehr auftritt.
Ich mache mit ihr aus, Conium zu wiederholen, falls es zu einem Rückfall kommen sollte, oder wenn sie irgendwelche anderen Beschwerden hat, und mich wenn nötig anzurufen.

Nach 28 Wochen: 
Ich schrieb ihrem Hausarzt, und merkte dabei, dass ich sie gar nicht gefragt hatte, was sie mit den Medikamenten, die ihr verschrieben worden waren (Pantazol, Ranitidin) gemacht hatte. Daher rief ich sie an um dies zu erfahren. Sie hatte alle Medikamente auf eigene Faust abgesetzt; alles, was sie während dieser Zeit gebraucht hatte, war eine Dosis Conium gewesen. Es ging ihr immer noch „erstaunlich gut“.

Überlegungen:
Was war nun das tatsächliche Problem dieser Patientin das und was ist die Essenz ihrer  „Gefühle“?
Weil ich das Mittel nach Sankaran-Methode so schnell gefunden hatte, kamen einige emotionale und situative Aspekte nicht zur Sprache. Man könnte sagen, das Hauptproblem war tatsächlich das Gefühl - aber was ist eigentlich dieses „Gefühl“, oder besser gesagt, was ist das Wesen dieser „vitalen Empfindung“, dieser Kernempfindung, wie Sankaran sie nennt? Sankaran beschreibt es als eine nicht-menschliche Energie, als etwas, das das Lebensprinzip des Organismus verändern kann, und das wir als eine abnorme Empfindung erfahren (Die Empfindung in der Homöopathie, Seite 421). Durch die Interferenz dieser Energie mit dem Lebensprinzip bekommen alle Tätigkeiten und psychologischen Prozesse eine grundsätzlich andere Qualität. Es ist, als ob dieser Mensch eine gelbe Brille trägt, alles, was er / sie sieht, wird dann als gelb erlebt (Die verfeinerte Empfindung, Seite 53). Das energetische Muster entspricht dann dieser Quelle (dem Mittel).
Sankaran erklärt ausdrücklich, dass die vitale Empfindung die tiefste und konstanteste Erfahrung eines Menschen ist, das Prinzip, welches Körper und Psyche aneinander bindet. Ich schließe daraus, dass dieses Prinzip Körper und Psyche übergeordnet ist, was logisch wäre, denn diese Empfindung manifestiert sich auf der Ebene des Lebensprinzips. Die Annahme, dass die vitale Empfindung eine der tiefgreifendsten Erfahrungen ist, ist zulässig, vorausgesetzt, dass jeder Zugang in der Anamnese zu demselben Punkt führt; doch bedeutet dies zwangsläufig, dass die vitale Empfindung eine höhere Instanz als die Psyche sein muss?
Obwohl Sankaran das Konzept der Empfindung pragmatisch angeht und nicht weiter in sie eindringt, lässt mich seine Beschreibung an die Empfindung als invasive Energie denken, die das System stört: „Eine Pflanze oder ein Tier lebt darin.“ (Die verfeinerte Empfindung, Seite 53); „Krankheit ist das andere Lied, das in uns spielt“ (Bert Lefevre, Ingrid van de Vel, Seminar SHO 2006). Hat die Empfindung etwas mit einer externen Energie zu tun und wenn ja, wie kommt diese Energie in uns hinein? Oder kommt dieses Gefühl aus unserem Innern? Wenn wir den Geist über die Materie stellen, könnte dieses Gefühl dann die Projektion eines geistigen Bildes oder Films auf die emotionale bzw. körperliche Ebene eines Menschen sein? Könnte dieses geistige Bild dann das zentrale Problem dieser Person darstellen? Könnte das Bild einem Muster folgen, das mit einer anderen Energiequelle in der Natur mitschwingt, unter der Voraussetzung, dass die Psyche der Empfindung übergeordnet ist?

Wenn ich die Empfindung unserer Patientin auf die geistige Ebene beziehe, dann könnte es sein, dass ihr zentrales mentales Konzept sie wie ein Schock überfällt, mit dem sie nicht umgehen kann, weil sie ist so sensibel ist und so schnell aus dem Gleichgewicht gerät.

Man könnte sich auch Gedanken darüber machen, ob es überhaupt relevant ist, das Wesen der vitalen Empfindung genau zu hinterfragen, da Sankarans hervorragende Methode auch nützlich und praktikabel ist, ohne dass man sie versteht. Die ultimative Lebenswirklichkeit kann man nicht rational verstehen. Vielleicht kann die vitale Grundempfindung überhaupt nicht verstanden werden, weil sie ein höheres Prinzip ist, als unser Verstand fassen kann.

Kategorie: Fall
Stichwörter: Verdauungsstörungen, plötzliche Schläge, Puffer, Apiacaeen, Sankaran, Scholten, Conium
Mittel: Conium maculatum

 
(1) buffer = Puffer, so nennen sich die Zollbeamten!
 
 

 





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